Allerdings müssten dabei sowohl die Abstandsregeln als auch die notwendigen Hygiene-Vorschriften eingehalten werden, sagte Käßmann am Freitag in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Wenn das in einem Lebensmittelladen geht, warum soll es nicht auch in einer Kirche möglich sein?" In Krisenzeiten eine Kirche aufzusuchen, könne vielen Menschen Trost geben. Das sei auch ein Stück Seelsorge.
Wegen der Ausbreitung des Coronavirus sind zurzeit die meisten evangelischen Kirchengebäude geschlossen. Viele katholische Kirchen sind dagegen weiterhin zum stillen Gebet geöffnet.
Zugang mit festen Regeln?
Käßmann begrüßte es, dass alle Versammlungen in den Kirchen zurzeit auf Eis gelegt seien. Wegen der Ansteckungsgefahr sei das viel zu gefährlich, sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie schlug stattdessen vor, dass Menschen einzeln eine Kirche betreten und sich in großem Abstand zu anderen in eine Bank setzen könnten. Die Zahl der Besucher könne auf zwei bis fünf begrenzt werden. "Dann hältst du dich kurz auf, sprichst ein Gebet und gehst wieder hinaus." Auch Orgelmusik oder das Anzünden einer Kerze seien denkbar. Die Menschen hätten begriffen, dass in Corona-Zeiten feste Regeln eingehalten werden müssten.
Käßmann regte an, dass in Städten etwa zwei zentrale Kirche zu begrenzten Zeiten geöffnet sein könnten und in Dörfern vielleicht die Kirche nur am Sonntag für zwei Stunden. "Mir persönlich fehlt der Trost eines Ortes, der ein durchbeteter Raum ist, in dem ich weiß und spüre und erlebe, dass hier schon seit Jahrhunderten Leid und Kummer vor Gott gebracht werden", sagte die Theologin.
Letztlich müsse eine solche Entscheidung sehr sorgfältig vom Pastor oder der Pastorin gemeinsam mit dem Kirchenvorstand abgewogen werden. "Niemand kann dazu gedrängt werden", betonte Käßmann. Sie habe auch Verständnis dafür, wenn eine Gemeinde ihre Kirche lieber geschlossen halten möchte, um kein Risiko einzugehen oder weil nicht genügend Desinfektionsmittel zur Verfügung stehen.