Die geschätzt 100.000 kirchlichen und weltlichen Glocken in Deutschland sollen in einer digitalen Karte erfasst werden. Mit der am Dienstag in Berlin vorgestellten Kampagne #createsoundscape wirbt der Beratungsausschuss für das Deutsche Glockenwesen bei Jugendlichen, sich an der Erstellung der Glockenlandkarte im Internet zu beteiligen. Aufgerufen sind Schüler, Jugendfeuerwehren, junge Umweltschützer, Vertreter der Landjugend, Sportgruppen sowie Konfirmanden, Firmlinge und Ministranten.
Sie sollen mit dem Smartphone Film-, Foto- und Audioaufnahmen von den Glocken in ihren Heimatorten oder Stadtteilen machen. Diese Daten sollen auf die Internetseite createsoundscape.de gestellt werden. Hinzu kommen Angaben zu Material, Geschichte und Alter der Glocken. Auf der Website wird in fünf Schritten erklärt, wie dabei vorzugehen ist.
Bislang umfasst die virtuelle Landkarte etwa 1.000 Einträge, vorwiegend aus dem Erzbistum Freiburg, das bereits vor acht Jahren mit der Glockenerfassung im Südwesten begonnen hat. Nun soll die Glockenlandkarte bundesweit und perspektivisch auch europaweit erweitert werden, wie Projektleiter Martin Kares erläuterte, der auch Leiter des Glocken- und Orgelprüfungsamts der badischen Landeskirche ist. In ganz Deutschland gebe es etwa 30.000 Gebäude mit mindestens einer Glocke. Die Geläute seien kulturelles Erbe und Gedächtnis und "Glockenklänge für viele Menschen Symbol für Heimat", sagte Kares. Finanziert wird das Projekt unter anderem aus Mitteln von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU).
"Wir wollen die deutsche Glockenlandschaft in Gänze abbilden, nicht nur die prächtigen Domgeläute, sondern auch die kleinen Geläute auf den Dörfern", betonte der Co-Projektleiter und Leiter der Erzbischöflichen Glockeninspektion des Erzbistums Freiburg, Johannes Wittekind. Mitmachen könnten natürlich nicht nur Jugendliche, sondern alle, die sich für das Thema interessieren und denen es wichtig ist, den Klang der Glocken ihres Heimatortes ins Internet einzustellen. "Wir hoffen dabei auf einen Schneeballeffekt", sagte Wittekind.
Unterstützt wird die Mitmachkampagne von der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Der Klang der Glocken - wo immer er auf der Welt ertöne - sei ein immateriellen Kulturerbe ersten Ranges, das mühelos Konfessions-, Nations- und Kulturgrenzen überbrücke, sagte der Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe in Berlin, Prälat Karl Jüsten.
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm betonte, Glocken sprechen die Herzen an. Sie verkündeten die "wunderbare Botschaft des Evangeliums." Auch sei es eine schöne Aktion, den Sound der Glocken bundesweit ins Internet zu stellen, sagte der bayerische Landesbischof.