Menschen machten ihre eigene Religion groß, um andere Menschen einzuschüchtern, zu verachten, als Ungläubige zu beschimpfen und dadurch Misstrauen und Hass zu säen. "Wir alle sollten uns klar und unmissverständlich gegen den Missbrauch Gottes wenden, in der eigenen und der fremden Religion", sagte der Bischof als Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit 21,5 Millionen Protestanten.
Als weitere Herausforderungen nannte Dröge die große Kluft zwischen Arm und Reich, die die Würde der Armen verletze und den Frieden weltweit gefährde und die Bedrohung der Umwelt, die die Grundlagen des Lebens gefährde und die Ungerechtigkeiten bei der Verteilung der Lebenschancen verstärke. Alle drei Herausforderungen würden verstärkt durch die Digitalisierung, die alle Prozesse beschleunige, "so schnell, dass unsere Ethik in vielen Bereichen hinter der Entwicklung herhinkt", so der Bischof.
In einer Zeit, in der die Wirtschaft, die Informationen, die Finanzströme grenzenlos globalisiert seien, brauche die Menschheit deshalb "eine Globalisierung der Barmherzigkeit", die aus unterschiedlichen religiösen und philosophischen Quellen gespeist werden könne, so Dröge. "Dass wir als Gläubige unterschiedlicher Religionen hier in Abu Dhabi versammelt sind, das ist eine große Chance", fügte er hinzu.
An der bis Montag laufenden Global Conference of Human Fraternity (Konferenz menschlicher Bruderschaft) nehmen nach Angaben der Veranstalter 700 Religionsvertreter unterschiedlicher Glaubensrichtungen aus der ganzen Welt teil. Dazu eingeladen hat der Muslim Council of Elders, der Islamische Rat der Ältesten. Die Gelehrtenvereinigung mit Sitz in den Emiraten setzt sich für einen toleranten Islam ein.
Die Teilnahme von Papst Franziskus ist der erste Besuch eines Pontifex auf der arabischen Halbinsel. In einer Videobotschaft an die Bewohner der Vereinigten Arabischen Emirate würdigte der Papst die Golfmonarchien als "Modell der Koexistenz und der menschlichen Brüderlichkeit" und als Brücke zwischen Kulturen. In den Emiraten leben rund eine Million Katholiken. Die meisten sind Gastarbeiter unter anderem aus den Philippinen und Indien.