"Wer die Muslime vor ihren eigenen Kritikern schützen will, der nimmt sie nicht auf Augenhöhe ernst." Der Psychologe mit arabisch-israelischen Wurzeln, selbst Muslim, lebt seit 2004 in Deutschland und ist seit 2017 deutscher Staatsbürger.
"Im Islam gibt es Probleme, die wir ansprechen müssen", sagte Mansour. Dazu gehöre eine "Angstpädagogik" mit der Furcht vor einem strafenden Gott, ein "Buchstabenglaube" sowie die Geschlechtertrennung, zu der auch die Angst vor der eigenen Sexualität gehöre. Diese Schwierigkeiten hinderten zugewanderte Muslime oft daran, in Europa heimisch zu werden.
Entscheidend sei aus seiner Sicht, dass Muslime in Glaubensfragen "mündig" würden statt nur auf Autoritäten zu vertrauen. Dazu gehöre auch die Bereitschaft, religiöse Texte aus ihrem historischen Kontext heraus zu verstehen. Dies entspreche der europäischen Aufklärung. Dabei müssten Muslime nicht wie die übrigen Europäer leben. Nötig sei aber Respekt vor anderen Lebensweisen.
Mündig sein bedeute, "eigene Erfahrungen machen, auf andere zugehen, Mitgebrachtes hinterfragen und schauen, woher es kommt", erläuterte der Psychologe. Ein interreligiöser Dialog, der diese kritischen Punkte ausklammere, bleibe an der Oberfläche. Als Jugendlicher sei er selbst eine Zeit lang von einem fundamentalistischen Islam fasziniert gewesen, der nur eine einzige Wahrheit habe gelten lassen, berichtete Mansour. Doch davon habe er sich gelöst: "Damals war meine Botschaft das Unmündigsein. Heute habe ich eine Botschaft des Mündigseins."