Die Arbeit sei nicht mit Mahnwachen am Brandenburger Tor nach Terroranschlägen getan, sagte Mansour, der bei einer Beratungsstelle gegen Radikalisierung arbeitet. "Eine ehrliche Debatte bedeutet, die Frage zu stellen, wie konnte so ein Ungeheuer unter uns entstehen. Wir dürfen keine Themen tabuisieren. Diese beansprucht sonst 'Pegida' für sich." Muslime brauchten keinen Schutz, sondern gesellschaftliche Debatten.
Der Autor des 2015 erschienenen Buches "Generation Allah. Warum wir im Kampf gegen religiösen Extremismus umdenken müssen" warnt davor, dass in Deutschland eine ganze Generation von jungen Muslimen gefährdet sei, sich zu radikalisieren. Religiöser werden sei an sich kein Problem. Die Frage sei, mit welcher Religiösität die Jugendlichen in Kontakt kämen. "Leider sind liberale Interpretationen im Islam selten."
"An der Frage Moslem oder nicht werten sie sich auf und andere ab"
An den Schulen beobachte er, dass dort die Gruppe muslimischer Jugendlicher, die ihre Religiosität nicht in Einklang mit dem Grundgesetz bringen, größer und größer wird: "Das ist alarmierend." Dazu zähle die Ablehnung demokratischer Grundsätze, Tabuisierung von Sexualität, Geschlechtertrennung, Ablehnung von Gleichberechtigung. Religion sei für diese Jugendlichen das einzige identitätsstiftende Merkmal, sagte Mansour. "An der Frage Moslem oder nicht werten sie sich auf und andere ab."
Er selbst sei auch Muslim, betonte der gebürtige Palästinenser. "Aber mein Religionsverständnis hat mit Antisemitismus, ungleichen Rechten für Männer und Frauen und einem bestrafenden Gott nichts zu tun."