Der Fortschritt, den die Menschheit in den vergangenen 70 Jahren erlebt habe, sei in Gefahr, sagte die frühere chilenische Präsidentin anlässlich des 70. Jahrestages der Annahme der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.
Nationalistische Interessen wichtiger als globale Lösungen
Bachelet betonte, dass internationale Institutionen zur Erarbeitung globaler Lösungen sich in einem Erosionsprozess befänden. Das Netz der internationalen Verträge zum Schutz der Menschenrechte werde beschnitten. Regierungen und Politiker konzentrierten sich zunehmend auf ihre engen, nationalistischen Interessen.
Alle Menschen müssten sich energisch für die Bewahrung der errungenen Rechte einsetzen. Die Menschen dürften sich aber nicht nur für ihre eigenen Rechte einsetzen, sondern müssten auch für die Rechte anderer Menschen eintreten, verlangte die Hochkommissarin. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte mit ihren 30 Artikeln sei heute so relevant wie bei ihrer Annahme am 10. Dezember 1948 durch die UN-Vollversammlung.
Die Erklärung habe sich zu einem Standard entwickelt, der praktisch alle Bereiche des Völkerrechts durchdrungen habe, betonte die Hochkommissarin. Bachelet und ihre Familie litten in ihrer Heimat Chile unter der Pinochet-Diktatur (1973-1990).
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist völkerrechtlich nicht verbindlich, setzt aber Normen für unveräußerliche Schutzrechte und Freiheiten, die für alle Menschen überall auf der Welt gelten sollen. Dazu zählen das Recht auf Leben und auf Schutz vor willkürlicher Haft und Diskriminierung, auf Glaubens-, Presse-, Religions- und Meinungsfreiheit. Der 10. Dezember wird alljährlich als Tag der Menschenrechte begangen.