Zwei obdachlose Männer sind in der Nacht zu Montag in Berlin bei einem Brandanschlag schwer verletzt worden. Ein bislang unbekannter Täter übergoss die 47 und 62 Jahre alten Männer nahe dem S-Bahnhof Schöneweide kurz vor Mitternacht mit einer Flüssigkeit und zündete sie an, wie die Polizei mitteilte. Passanten kamen Medienberichten zufolge den schlafenden Männern mit Feuerlöschern eines nahen Imbisses zu Hilfe. Die beiden Obdachlosen erlitten lebensgefährliche Verletzung und wurden in ein Krankenhaus eingeliefert. Eine Mordkommission ermittelt. Für Montagabend wurde zu einer Mahnwache am Tatort aufgerufen.
Auch die Habseligkeiten der Obdachlosen wurden übergossen und in Brand gesteckt. Über die Art der Flüssigkeit machte die Polizei keine Angaben. Bislang geht sie von einem Einzeltäter aus. Medien hatten zunächst von zwei Tätern berichtet.
Allein seit Anfang des Jahres registrierte die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe für Berlin zehn Gewalttaten gegen Obdachlose. Der aktuelle Fall erinnert an einen Angriff auf einen Obdachlosen am Weihnachtsabend 2016 im U-Bahnhof Schönleinstraße. Damals hatte eine Gruppe Jugendlicher versucht, einen auf einer Bank schlafenden Mann anzuzünden. Fahrgäste verhinderten Schlimmeres. Die Haupttäter wurden zu Haftstrafen verurteilt.
In Berlin leben nach Schätzungen von Hilfsorganisationen bis zu 8.000 Menschen auf der Straße. Die Zahl der Wohnungslosen wird nach Angaben der Senatssozialverwaltung auf 30.000 bis 50.000 Menschen geschätzt.
Laut Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe hat die Zahl schwerer Gewalttaten gegen Obdachlose in Deutschland seit 2012 leicht zugenommen. Das hänge möglicherweise mit der steigenden Zahl Wohnungsloser zusammen, sagte Geschäftsführerin Werena Rosenke in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die Bundesarbeitsgemeinschaft registrierte von 1989 bis Ende 2017 mindestens knapp 240 getötete Obdachlose bei Angriffen durch nicht-wohnungslose Täter sowie rund 850 Fälle schwerer Körperverletzung. Die Zahlen beruhen auf der Auswertung von Medienberichten.