Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag), zwar lasse sich nicht bestreiten, dass der Reformator Martin Luther (1483-1546) schlimme antisemitische Äußerungen abgegeben habe. "Aber die Reformation als kultur- und keineswegs nur kirchengeschichtliches Ereignis, das gerade Norddeutschland enorm geprägt hat, darauf zu reduzieren, halte ich für eine falsche Einordnung."
Wenn es nach ihm ginge, werde der Feiertag kommen - entscheiden werde das Parlament, betonte Weil. Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) ließ keinen Zweifel an der Einführung des Reformationstages als Feiertag. "Wir haben ihn beschlossen, er wird kommen", sagte er der Zeitung.
Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig (SPD) erklärte: "Wir haben ihn ja schon, was ich ganz witzig finde: Der Westen lernt vom Osten." Zwar gebe es im Nordosten weniger Christen als im Westen. "Aber die Reformation hat auch unser Land geprägt, und die Kirchen haben an der friedlichen Revolution und der Wiedervereinigung einen großen Anteil gehabt."
In Niedersachsen waren am Donnerstag zahlreiche Vertreter aus Gesellschaft, Wirtschaft und Religion zu einer Anhörung des Landtages in Hannover über den geplanten neuen Feiertag zusammengekommen. Mit teils scharfer Kritik lehnten unter anderem jüdische Gemeinden, Humanisten und Vertreter der Katholiken den Reformationstag als Feiertag ab. Vertreter der evangelischen Kirchen und weiterer Organisationen befürworteten hingegen die Pläne von Ministerpräsident Weil. Der niedersächsische Landtag will im Juni über den Feiertag entscheiden. SPD und CDU hatten angekündigt, für die Abstimmung den Fraktionszwang aufzuheben.