Der am 3. Februar im Alter von 88 Jahren gestorbene SPD-Politiker sei "von einem gelassenen Wissen um seine Stärken und von einer demütigen Einsicht in seine Grenzen" geprägt gewesen, sagte Schneider laut Redetext. "Seine vom Glauben geprägte Lebenshaltung wurde als ein Segen in Politik und Kirche erlebt."
Die aktuelle Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, fügte hinzu: "Die EKD hat Jürgen Schmude viel zu verdanken." Er habe mit Erfahrung und Klugheit, Geduld und Humor kontroverse Meinungen zusammengeführt. "Wir trauern mit den Angehörigen und engen Weggefährten", sagte sie.
Der rheinische Präses Dr. Thorsten Latzel sagte, Schmude sei "ein kluger Mensch gewesen, der unsere Kirche stark gemacht hat". Mit Weitsicht und Anstand, "den ich unserer Demokratie an vielen Stellen auch aktuell wünsche", habe er sich für das Wohl der Gesellschaft und der evangelischen Kirche eingesetzt.
Schmude wurde am 9. Juni 1936 im ostpreußischen Insterburg geboren und flüchtete 1944 mit seiner Familie zunächst nach Pommern und dann nach Moers am Niederrhein. "Die dunkle Geschichte Deutschlands während der Nazi-Zeit hat ihn ganz existenziell geprägt", sagte Schneider. "Für den Ausgleich von nationalen Interessen einzutreten, Verständnis für schmerzhafte Verluste zu bewahren und zu äußern und an den Voraussetzungen zu arbeiten, die einen gerechten Frieden ermöglichen, wurde für ihn zu einer Lebensaufgabe."
Von 1969 bis 1994 gehörte der Sozialdemokrat dem Bundestag an. Unter Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) war er zunächst Parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium, später wirkte er in den Ressorts Inneres, Bildung und Justiz als Bundesminister. Seine eigene Person habe er dabei in den Hintergrund gestellt, die Menschen hätten ihm über Parteigrenzen hinweg vertraut, erklärte Schneider.
Schmude habe sich der Überwindung der deutschen Teilung gewidmet und sein Wirken an praktischen Erleichterungen für die Menschen orientiert. Dem Terror der RAF sei er "aufrecht und entschieden" entgegengetreten, erklärte Schneider, der frühere Präses der rheinischen Kirche. Rachsucht oder Entmenschlichung der Staatsfeinde hätten sein Handeln jedoch nicht geprägt: "Die Würde aller Menschen geriet nicht aus seinem Blick."
Der promovierte Jurist Schmude stand von 1985 bis 2003 an der Spitze der EKD-Synode. In seiner 18-jährigen Amtszeit als Synodenpräses habe er als besonnener, humorvoller und kluger Ratgeber gegolten, sagte Schneider.
Nach seinem Engagement in der Synode engagierte sich Schmude unter anderem in der evangelischen Kirche in Moers. Er war verheiratet und Vater zweier Kinder.