Das Kreuz habe seinen Platz nicht nur im privaten Kämmerlein oder in Kirchen, sondern "gehöre hinaus in die Welt", sagte Susanne Breit-Keßler laut Redemanuskript am Mittwoch bei einem Ökumenischen Gottesdienst zur Eröffnung der bayerischen Landesausstellung "Mythos Bayern" in der Ettaler Basilika.
Jenseits der aktuellen Diskussion über das Kreuz in staatlichen Behörden freue sie sich darüber, "wenn politische Verantwortliche sich bewusst unter das Kreuz stellen", sagte die evangelische Theologin, die auch Ständige Vertreterin des bayerischen Landesbischofs ist. Das Kreuz sei ein "inklusives Symbol", das alle Politiker an ihre eigene Fehlbarkeit, an ihre eigenen Grenzen und das Grundprinzip der Vergebung erinnere. Außerdem stehe das Kreuz dafür, dem Mitmenschen in allem Leid und Unrecht beizustehen.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer sagte am Mittwoch den "Badischen Neuesten Nachrichten", ihr Amtskollege Markus Söder (CSU) versuche, ein religiöses Symbol politisch zu instrumentalisieren. In Bayern wird Mitte Oktober ein neuer Landtag gewählt. Sie selbst würde kein Kreuz an die Wand ihrer Staatskanzlei in Mainz hängen, unterstrich Dreyer. "Natürlich bekennen wir uns in Deutschland zu unserem christlichen Glauben, aber es ist auch sehr wichtig, dass wir hier die Religionsfreiheit leben", sagte die Ministerpräsidentin.
Das bayerische Kabinett unter Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte in der vergangenen Woche die allgemeine Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaats geändert. Im Eingangsbereich aller staatlichen Dienstgebäude muss ab 1. Juni als Ausdruck der "geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns" deutlich wahrnehmbar ein Kreuz als sichtbares Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung angebracht werden. Führende Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirche hatten die Kreuz-Pflicht in Amtsgebäuden kritisiert, die theologisch konservative Deutsche Evangelische Allianz begrüßt diese.