"Die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört, ja oder nein, trägt nichts zum Religionsfrieden in unserem Land bei", unterstrich Dröge. Wichtig sei vielmehr, "sachlich die Probleme zu benennen, die noch nicht gelöst sind, und gemeinsam nach konstruktiven Lösungen zu suchen".
Es sei jedoch auch notwendig, vor den Gefahren des Islamismus zu warnen und nicht akzeptable Tendenzen innerhalb gewisser muslimischer Traditionen klar zu benennen, betonte Dröge: "Ich denke an das Verbot, vom Islam zu anderen Religionen zu konvertieren, den Wunsch nach einem alternativen parallelen Rechtssystem oder die Ablehnung einer rechtlichen Gleichstellung der Geschlechter." Wo solche Vorstellungen im Raum stünden, sei es nicht leicht, einen tiefer gehenden Dialog zu führen.
"Muslime, die in unserem Land leben, brauchen Imame, die in Deutschland ausgebildet worden sind, um als Muslime in unserem Land wirklich heimisch werden zu können", sagte Dröge weiter. Dass es bei der Gründung einer Einrichtung für islamische Theologie an der Berliner Humboldt-Universität derzeit Schwierigkeiten gebe, sei bedauerlich. Er hoffe, dass dennoch weiter nach einem Weg für eine wissenschaftliche theologische Islam-Ausbildung an der Humboldt-Universität gesucht werde.
Dröge rief zugleich zur Verteidigung der Menschenrechte und zum Engagement gegen Nationalismus auf. 50 Jahre nach der Ermordung des US-Bürgerrechtlers und Pastors Martin Luther King (1929-1968) durch einen weißen Rassisten scheine es so, "als hätten vielerorts diejenigen Kräfte wieder Oberhand gewonnen, die die gleiche Menschenwürde und die gleichen Menschenrechte für alle eher als Bedrohung, denn als Verheißung sehen", sagte Dröge: "Der neue amerikanische Traum 'America first' hat nichts mehr mit Martin Luther Kings Traum gemeinsam."
Auch das "neue nationalistische und rechtspopulistische Denken, mit dem wir es in Europa und in unserem Land zu tun haben", verbreite nationalistische und völkische Träume, statt sich an den Freiheits-, Gerechtigkeits- und Friedensvisionen der Bibel zu orientieren, kritisierte Dröge. Während das Demonstrationsrecht einst zur Verteidigung von Bürgerrechten und Freiheit gedient habe, werde es heute oft genutzt, "um gegen Menschen, gegen geflüchtete Menschen, menschenverachtende Parolen zu verbreiten".