"Es wird oft unterschätzt, für wie viele Patienten der Glaube eine wichtige Rolle spielt", sagte Brysch der katholischen Wochenzeitung "Kirche+Leben" aus Münster (Mittwoch). Gerade Menschen, die sich bewusst für ein Haus in konfessioneller Trägerschaft entschieden, wollten oft mehr als professionelle Kliniksozialarbeit. "Diese Patienten wünschen sich eine Atmosphäre, in der Zeit und Raum für ein Gebet oder ein Ritual ist", sagte der Stiftungsvorstand.
Dem einen Patienten helfe es, vor dem Eingriff ein Vaterunser mit dem Operationsteam zu beten, sagte Brysch. "Der andere wünscht sich, das vielleicht letzte Oster- oder Weihnachtsfest mit der Familie in einem sonst für Privatpatienten reservierten Einzelzimmer zu begehen." Gerade demenziell erkrankte Menschen könnten Ruhe und Halt durch vertraute Lieder, Gebete und Rituale finden.
"Das kostet Zeit und Geld", betonte Brysch. "Und es geht nicht ohne die Unterstützung der Klinikleitung und des Mitarbeiterteams." Das Klinikpersonal müsse mit dem Bedürfnis nach gelebtem Glauben offen umgehen und es unterstützen. Dann lasse sich daraus auch ein Alleinstellungsmerkmal entwickeln, sagte der Patientenschützer. Wenn es aber auch in kirchlichen Krankenhäusern allein ums Geld gehe, "bietet das christliche Türschild keinen Mehrwert". Rund 600 Kliniken in Deutschland sind in evangelischer oder katholischer Trägerschaft, das ist ein Drittel aller Allgemeinkrankenhäuser.