"Deutschland kann auf eine große Kultur des Orgelbaus und der Orgelmusik zurückblicken, die weltweit ihresgleichen sucht", sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Die Aufnahme in die Unesco-Liste von Traditionen und Fertigkeiten würdige die Bedeutung dieses über Jahrhunderte gewachsenen kulturellen Erbes.
Die Orgel wurde den Angaben zufolge vor mehr als 2.000 Jahren in Ägypten erfunden und gelangte über Byzanz nach Europa. Deutschland zählt heute weltweit zu den wichtigsten Ländern für Orgelbau und -musik. Demnach gibt es bundesweit derzeit rund 400 handwerkliche Orgelbaubetriebe mit mehr als 2.800 Mitarbeitern sowie Zehntausende haupt- und ehrenamtliche Organisten. Über 50.000 Orgeln sind im Einsatz.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Susanne Eisenmann (CDU), verwies auf die "vielen lokal- und regionalspezifischen Orgelbaustile in Deutschland". Faszinierend seien auch "das vielschichtige Klangspektrum dieser 'Königin der Instrumente'", sagte die baden-württembergische Kultusministerin. Der Vizepräsident der Deutschen Unesco-Kommission, Christoph Wulf, betonte, dass jede Orgel einzigartig sei, da sie eigens für den Raum entwickelt wurde, in dem sie später erklingt.
Neben dem Orgelbau und der Orgelmusik erkannte die Unesco weltweit weitere 23 Traditionen als immaterielles Kulturerbe an. Dazu gehören unter anderem das Krugfest "Kumbh Mela" in Indien oder das traditionelle System der Wasserrichter im peruanischen Corongo.
Damit umfasst die Liste, die die weltweite Vielfalt abbilden soll, nun 398 Kulturformen. Darunter sind lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Gelistet sind zurzeit unter anderem das Genossenschaftswesen aus Deutschland, der Tango aus Argentinien und Uruguay, die traditionelle chinesische Medizin und die italienische Geigenbaukunst.