Es stamme aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Zeit um 1530 und sei damit der bisher früheste Beleg aus der gelebten Praxis des reformatorischen Kirchen- und Chorgesangs in Wittenberg. Das Fragment erlaube "einen einmaligen Einblick in den Chorgesang bei den evangelischen Gottesdiensten in Wittenberg", hieß es. Im Sinne der Reformation kam es seit etwa 1521 zu neuen Formen des Gottesdienstes mit deutschsprachigen Anteilen in Wort und Lied. Dieser Prozess wurde den Angaben zufolge von Wittenberg aus zentralisiert und vereinheitlicht, vor allem für den mittel- und norddeutschen Raum.
Mitten in diesen liturgiegeschichtlichen Umbruchprozess führe das nun in der Fragmentsammlung der Universität gefundene Doppelblatt. Es setze im Aussehen die Tradition spätmittelalterlicher Chorhandschriften fort, weise aber als Neuerung auch deutschsprachige Gesänge auf.