Ja, ok, bei Kohlrabi schreien die Kinder nicht vor Begeisterung. Eher vor Entsetzen. Bei der Recherche zu diesem Text hat eine Vierjährige nach eigener Aussagen den Geruch "fast nicht überlebt." Aber wer eine robuste Nase hat und sich für gesunde Ernährung interessiert, der sollte diesen Vertreter des "Gemüse des Jahres 2025/26" auf seinen Speiseplan setzen.
Der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) mit Sitz in Büdesheim (Rheinland-Pfalz) hat den Blattkohl zum "Gemüse des Jahres 2025/26" gekürt. Unter diesen Begriff fallen alle Kohlsorten, die am Ende ihres unverzweigten Sprosses einen ausgebreiteten Blattschopf tragen.
Die bekanntesten Blattkohl-Vertreter sind Kohlrabi und der vor allem in Norddeutschland beliebte Grünkohl. Gerade wieder etwas beliebter wird der aus Italien stammende Palmkohl. Unbekannter sind Markkohl und verschiedene Arten von Zierkohl. Wegen seiner vielen Vitamine und Mineralstoffe gilt Blattkohl laut VEN als sehr gesund.
"Von Kohl kann man nicht zu viel essen", sagt Ernährungswissenschaftlerin Verena Katzke vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg dazu. Sie spricht lieber von Kohl, da in Krebsstudien mit Menschen der Blattkohl nicht explizit untersucht wird. Deutlich sei aber, dass das Wintergemüse vor "vorzeitigem Versterben" schützen kann, wie es wissenschaftlich ausgedrückt wird. So reduziert das häufige Essen von Kohl wahrscheinlich das Risiko, an Lungen-, Darm- oder Brustkrebs zu erkranken. Gerade bei Brustkrebs gebe es interessante Forschungsergebnisse. "Der Konsum von Kohl scheint das Risiko eines Wiederauftretens von Brustkrebs deutlich zu verringern", sagt Katzke.
Sie empfiehlt daher einen Blick in Omas Rezepte. Früher spielte das Wintergemüse eine viel größere Rolle, dem könne man nacheifern. "Ideal ist es, im Winter jeden Tag eine andere Kohlart zu essen", sagt Katzke. Dann ernährt man sich automatisch regional, saisonal und gesund.
Der Verzehr von Kohl ist laut VEN schon für die Jungsteinzeit nachgewiesen worden. "Im Mittelalter war er ein wichtiges Grundnahrungsmittel und wurde in zahlreichen Regionen Europas angebaut", heißt es weiter.
Katzke sagt, man könne Kohl als Gemüsebeilage, Salat, Smoothie oder Chips essen. "Durch den Trend zur vegetarischen und veganen Ernährung gibt es inzwischen viele tolle Rezepte auf Instagram", berichtet die Ernährungswissenschaftlerin. Seit 1999 lobt der VEN ein "Gemüse des Jahres" aus. Mit dieser Auszeichnung will er zur Erhaltung der zahlreichen Sorten aufrufen, heißt es auf der Homepage.