Sie seien wie die Attentäter des 20. Juli mit ihrem Leben für Menschlichkeit und Recht eingestanden und in die Fänge eines willfährigen, dem Recht entfremdeten Staatsapparates geraten. Jeder, der in Wehrmachtsuniform den Zielen des NS-Regimes widerstanden, verbrecherische Befehle nicht befolgt und so Zeugnis für ein besseres Deutschland abgelegt habe, gebe der Bundeswehr heute ein Vorbild, erklärte Rink.
Dass hingegen bis zum Kriegsende insbesondere hohe Offiziere der Wehrmacht "falschen Gehorsam" geleistet hätten, sei "mahnendes Beispiel für die Bedeutung persönlichen Mutes", sagte der Bischof für die Seelsorge in der Bundeswehr. So sei der 20. Juli ein Appell, "eigene kritische Positionen gegen jeden 'Führer' zu vertreten". Das verpflichte alle mit einem Leitungsamt in der Bundeswehr zu besonderer "Courage nach oben".
Am 20. Juli 1944 scheiterte das Attentat einer Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Hitler. Der Oberst und vier Mitverschwörer wurden noch in der Nacht zum 21. Juli 1944 in Berlin erschossen. In den folgenden Wochen wurden weitere 140 Mitwisser von den Nationalsozialisten hingerichtet.
Neben den bekannten Attentätern habe es in der Wehrmacht viele Menschen gegeben, die Abstand zur Ideologie gehalten und dafür persönliche Nachteile in Kauf genommen hätten, erklärte Rink. 1,5 Millionen Soldaten seien von der nationalsozialistischen Militärjustiz verurteilt worden, überwiegend wegen "Fahnenflucht" oder "Wehrkraftzersetzung". 30.000 seien zum Tode verurteilt worden, 23.000 Todesurteile vollstreckt worden. Dass auffallend viele Soldaten der Wehrmacht aus dem vom NS-Regime betriebenen Vernichtungskrieg desertiert seien, zeige, dass die Wehrmacht "als differenziertes Spiegelbild der damaligen deutschen Gesellschaft" zu betrachten sei.