Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein und feuerte mit Maschinengewehren, um die wütenden Demonstranten daran zu hindern, zum Präsidentenpalast in der Innenstadt vorzudringen. Amnesty International kritisierte die Reaktion der Polizei als unverhältnismäßig. Die Verantwortlichen für den Tod der Demonstranten müssten zur Rechenschaft gezogen werden, forderte die Menschenrechtsorganisation.
Am Mittwoch hatte ein Selbstmordattentäter eine Bombe nahe der deutschen Botschaft in Kabul gezündet. Die Zahl der Opfer stieg nach Medienberichten inzwischen auf über 100 Tote und 600 Verletzte. Es war einer der schwersten Terroranschläge in Kabul seit dem Sturz der Taliban 2001.
Amnesty forderte eine Untersuchung der Hintergründe des Attentates. Immer noch ist unklar, wie der Tanklaster, in dem ein 1.500 Kilogramm schwerer Sprengsatz versteckt war, bis zum Sanbak-Platz im Herzen Kabuls kommen konnte, wo sich neben vielen ausländischen Botschaften auch der Präsidentenpalast befindet. Auf allen Routen, die in die Innenstadt Kabuls führen, gibt es mehrere Straßensperren, an denen alle Fahrzeuge kontrolliert werden. Afghanistans Nachrichtendienst machte das Haqqani-Netzwerk, eine aus Pakistan heraus operierende Terrorgruppe, für das Attentat verantwortlich.
Die Autobombe riss einen vier Meter tiefen Krater. Die Gebäude zahlreicher Botschaften, unter anderem auch der deutschen Vertretung, wurden zum Teil schwer beschädigt. Zwei Mitarbeiterinnen der deutschen Botschaft wurden verletzt und ein afghanischer Wachmann getötet. Die Botschaft bleibt bis auf weiteres für den Besucherverkehr geschlossen.
Als Reaktion darauf hat die Bundesregierung auf Drängen der SPD Abschiebungen nach Afghanistan weitgehend ausgesetzt. Das Auswärtige Amt werde bis Juli eine neue Lagebeurteilung vornehmen, teilte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstagabend nach Beratungen mit den Ministerpräsidenten der Länder mit. Sogenannte Gefährder und Straftäter sollen aber weiter zurückgeführt werden.