Vor einem Jahr sei statistisch nur einer von 136 Flüchtlingen ertrunken. Grund dafür sei auch, dass heute doppelt so viele Flüchtlinge auf ein Boot gezwängt würden als im vergangenen Jahr. Auch habe nur noch jedes zweite Boot ein Satellitentelefon dabei. Die Sprecherin lobte ausdrücklich Hilfsorganisationen für ihren Einsatz im Mittelmeer. Ohne sie gäbe es deutlich mehr Tote.
Die Zahl der Toten bei zwei Schiffsunglücken vom Wochenende ist unterdessen gestiegen. In der Nacht zum Freitag kamen dem UNHCR zufolge mindestens 82 Menschen ums Leben, als ein Schiff vor der italienischen Küste sank. 50 Menschen konnten gerettet und nach Sizilien gebracht werden. Bei einem Unglück vor der libyschen Küste seien am Sonntag geschätzt 163 Flüchtlinge ertrunken. Die libysche Küstenwache konnte nur sieben Passagiere retten.
Schleuser gehen nach Einschätzung der Internationalen Organisation für Migration (IOM) immer skrupelloser mit Flüchtlingen um. So hätten gerettete Flüchtlinge berichtet, wie ihnen bewaffnete Männer vor Libyens Küste Außenbordmotoren und Mobiltelefone gestohlen hätten. Das manövrierunfähige Schiff sei später nur zufällig gefunden worden. Einem IOM-Sprecher zufolge deutet dieses Vorgehen daraufhin, dass Schleusern in Libyen ihr Material ausgeht.
Insgesamt sind seit Jahresbeginn 49.310 Menschen über das Mittelmeer geflohen. Vor einem Jahr lag die Zahl im gleichen Zeitraum bei 187.569. Der Unterschied erkläre sich vor allem dadurch, dass kaum noch Flüchtlinge von der Türkei aus nach Europa kämen, erklärte die IOM. Während in Griechenland von Januar bis Mai 2016 mehr als 155.000 Flüchtlinge angekommen seien, seien es im gleichen Zeitraum in diesem Jahr nur 5.555 gewesen. In Italien stieg die Zahl der ankommenden Flüchtlinge in diesem Zeitraum dagegen von mehr als 31.000 (2016) auf 41.000 (2017). Die Zahl der Toten im Mittelmeer lag trotz der höheren Flüchtlingszahlen zwischen Januar und Mai 2016 ähnlich hoch wie 2017 bei 1.380 (2017: 1.309).