Zugleich ordnete das Gericht an, Ahok sofort in Haft zu nehmen. Der 50-Jährige kündigte an, gegen das Urteil in Berufung zu gehen. Der Gerichtsentscheid ging über die Forderungen der Staatsanwaltschaft hinaus, die eine Gefängnisstrafe von zwei Jahren auf Bewährung gefordert hatte.
Bei der Stichwahl um das Gouverneursamt im April musste sich Ahok, der nicht nur Christ ist, sondern zudem der chinesischstämmigen Minderheit in Indonesien angehört, einem muslimischen Herausforderer geschlagen geben. Amtsübergabe ist im Oktober. Das im Dezember begonnene Blasphemie-Verfahren dürfte für den Wahlausgang eine entscheidende Rolle gespielt haben. Kritiker sehen den Prozess als politisch motiviert. Mehrfach hatten muslimische Hardliner zu Massenprotesten gegen Ahok aufgerufen.
Anlass für die Blasphemie-Vorwürfe war eine Rede Ahoks während des Wahlkampfs, in der er eine Sure des Korans erwähnte, die es Muslimen angeblich verbietet, Nicht-Muslime zu wählen. Die Wähler bräuchten sich nicht unbehaglich zu fühlen, falls sie nicht für ihn stimmten aus Angst, in die Hölle zu kommen, da sie getäuscht würden, hatte der Gouverneur gesagt. Später entschuldigte er sich mehrfach für die Aussage. Das Amt des Gouverneurs hatte Ahok seit 2014 inne, nachdem sein Vorgänger Joko Widodo zum Präsidenten des Landes gewählt worden war.
Indonesien ist die größte muslimische Nation der Welt. Etwa 88 Prozent der 250 Millionen Einwohner sind Muslime, rund neun Prozent Christen. Der Inselstaat gilt traditionell als Heimat eines toleranten Islam, erlebt aber seit etlichen Jahren eine Zunahme fundamentalistischer Strömungen.