"Der Berufungsantrag ist abgelehnt", sagte der vorsitzende Richter Asif Saeed Khosa am Dienstag nach der Entscheidung, wie der pakistanische Sender Geo TV berichtete. Damit werde Asia Bibi hoffentlich endlich das Land verlassen dürfen, erklärte Amnesty International. Das Todesurteil wegen Blasphemie war Ende Oktober aufgehoben worden. Daraufhin kam es in ganz Pakistan zu Protesten, angeheizt von Islamisten.
"Nach neun Jahren hinter Gittern für ein Verbrechen, das sie nicht begangen hat, ist es schwierig, dieses Urteil als Gerechtigkeit zu sehen", sagte Rimmel Mohydin von Amnesty Süd-Asien in der sri-lankischen Hauptstadt Colombo. Bibi sollte nun die Freiheit haben, sich wieder mit ihrer Familie zu vereinigen und Sicherheit in einem Land ihrer Wahl zu suchen.
Der Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU) begrüßte die Entscheidung des Gerichts. "Bleibt zu hoffen, dass es ruhig bleibt in Pakistan und auch die Straße das Urteil anerkennt", schrieb er auf Twitter. Seiner Kenntnis nach wolle Bibi nun nach Kanada, wo ihre Töchter bereits Asyl erhalten haben.
Asia Bibi war 2009 nach einem Dorfstreit um ein Glas Wasser wegen Gotteslästerung angezeigt worden. Ein Gericht verurteilte sie 2010 zum Tode. Pakistans drakonisches Blasphemie-Gesetz sieht bei Gotteslästerung unter anderem die Todesstrafe vor. Das islamische Land hat bislang jedoch noch niemanden wegen Blasphemie hingerichtet. Allerdings bedeutet bereits der Vorwurf der Gotteslästerung Lebensgefahr. Immer wieder kommt es in solchen Fällen zu Lynchjustiz und Rachemorden. In Pakistan sitzen derzeit knapp 20 Menschen wegen Blasphemie in Todeszellen. Alle Versuche, das Blasphemie-Gesetz zu ändern, scheiterten stets am Widerstand der islamistischen Hardliner.