Zugleich äußerte sie Verständnis für die Bedenken auch bei diakonischen Trägern und Verbänden gegen anstehenden Veränderungen. Das sei ein ganz normaler Prozess. Die Reform, die das Ziel hat, die sogenannte generalistische Ausbildung in allen Pflegeberufen einzuführen, hängt seit Monaten im Parlament fest. "Die beiden Regierungsfraktionen haben es nicht geschafft, eine gemeinsame Position für die abschließende Lesung und die Beschlussfassung des Pflegeberufegesetzes im Bundestag zu finden", erläuterte Loheide. Eine Verständigung sei trotz zahlreicher Gespräche zwischen den zuständigen Ministern und Vertreterinnen der Regierungsfraktionen nicht gelungen.
Zu den Gründen sagte sie: "Mein Eindruck ist, dass vor allem Abgeordnete der CDU/CSU-Fraktion nicht mehr bereit sind, dem Gesetz in der vorliegenden und in der ersten Lesung beratenen Fassung zuzustimmen." Die Diskussion sei inzwischen emotional sehr aufgeladen, und sachliche Argumente zählten nur noch eingeschränkt, beklagte die Expertin.
Nach ihrer Ansicht stehen insbesondere Unternehmerverbände gewerblicher Anbieter in der Altenpflege der Reform ablehnend gegenüber. "Denn wird die Generalistik eingeführt, ist eine Angleichung der Einkommen in der Altenpflege und Krankenpflege absehbar." Die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege setzten sich dagegen alle für die baldige Verabschiedung des Gesetzes ein. "Wir sind überzeugt, dass die Reform eine große Chance für die notwendige Weiterentwicklung des Pflegeberufs ist, die auf keinen Fall vertan werden darf."
Andernfalls werde es eng mit Nachwuchs für die Pflege. "Der Wettbewerb um Auszubildende wird in den nächsten Jahren drastisch zunehmen. Die Pflege kann dann nur mit einem attraktiven Ausbildungsangebot und einer interessanten Berufsperspektive bestehen." Genau das bewirke die Reform. Sie erhöhe die Attraktivität des Berufs durch eine europaweit anerkannte Ausbildung, durch vielfältigere Arbeitsmöglichkeiten und bessere Karrierechancen.