Der rheinische Präses Manfred Rekowski warnt davor, nach dem Terroranschlag von Berlin Ängste der Menschen zu bedienen. Als Folge würden Sündenböcke gesucht und hemmungslos Ausgrenzung und Abschottung gefordert, kritisierte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland am Sonntag in Bad Neuenahr. Ängste sollten "uns in unserem Handeln nicht bestimmen und erst recht nicht lähmen", sagte er laut Redemanuskript. Für christliches Handeln müsse gelten: "Gewalt nicht mit Gegengewalt beantworten, die Grenzen nicht aus Furcht dichtmachen, der Hilfsbereitschaft der Menschen etwas zutrauen, gerecht teilen, weil genug für alle da ist", sagte der Präses der zweitgrößten evangelischen Landeskirche in Deutschland.
Angst und Enge hätten viele Menschen gepackt, sagte er im Eröffnungsgottesdienst der rheinischen Landessynode ein: "Angst vor Gewalt und Terror, Angst vor Fremdem und Überfremdung, Angst vor Verlust der eigenen Identität, Angst vor dem Verlust des Besitzstandes." Die Welt sei ungerecht, in Schuld verstrickt und aus den Fugen geraten. So hätten "die Bomben in Aleppo gewütet und tausendfachen Tod, Elend und Zerstörung gebracht - und es gab kein Einhalten" und der Anschlag von Berlin zeige, dass es keinen vor Terror, Gewalt und Hass geschützten Raum mehr gebe.
Nach dem Gottesdienst wollte die Landessynode, das oberste Organ der Landeskirche, ihre Beratungen aufnehmen. Unter anderen wollten die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), die westfälische Präses Annette Kurschus und Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck vor dem Kirchenparlament sprechen. Die Vertreter der 2,6 Millionen rheinischen Protestanten beraten bis Freitag über wichtige Belange und künftige Strukturen der rheinischen Kirche, verabschieden den Haushalt für 2017 und wählen einen Teil der Kirchenleitung neu.