"Haben uns den Friedensgruß gegeben"

Portät von Anne Gidion, Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europaeischen Union.
epd-bild/Hans Scherhaufer
Anne Gidion ist die Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union.
EKD-Bevollmächtigte zu CDU
"Haben uns den Friedensgruß gegeben"
Die Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anne Gidion, geht auch nach der Auseinandersetzung um ein Schreiben der Kirchen zum Asylkurs der Union im Bundestag von guten Beziehungen zur CDU aus.

"In meinen zweieinhalb Jahren im Amt hatte ich viele gute Begegnungen mit Friedrich Merz, mit Carsten Linnemann und anderen Vertretern der Partei", sagte Gidion in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "In der Woche nach besagter Abstimmung im Bundestag haben wir zum CDU-Parteitag gemeinsam Gottesdienst gefeiert, uns den Friedensgruß gegeben und weitere Gespräche verabredet", ergänzte sie.

Innerhalb der christlichen Familie könne "auch mal gestritten werden", sagte Gidion, die die Interessen der evangelischen Kirche gegenüber der Bundespolitik und der Europäischen Union vertritt. Gidion hatte gemeinsam mit dem Leiter des Katholischen Büros, Karl Jüsten, Ende Januar ein Schreiben an Bundestagsabgeordnete geschickt, in dem ein Antrag der Fraktion von CDU und CSU für drastische Verschärfungen in der Asylpolitik kritisiert und vor einer Inkaufnahme von Stimmen der AfD gewarnt wurde. Das Schreiben löste heftige Kritik in den Unionsparteien aus.

Die Theologin räumte ein, dass sie die Wucht der Kritik überrascht habe. "Das zeigt, dass wir einen kritischen Punkt getroffen haben", sagte sie. Viele Menschen machten sich Sorgen um die Frage, wie man Migration und Integration besser gestalten könne. "Ich kann nachvollziehen, dass man sich da rasche Lösungen wünscht", sagte sie und ergänzte: "Aber zugleich muss man eben sicherstellen, dass man im geltenden Rechtsrahmen bleibt, europäisch beieinander und dass man den gesellschaftlichen Diskurs nicht vergiftet."

Die Prälatin sagte, Koalitionsgespräche nach der Wahl habe dieses Vorgehen "bestimmt nicht" leichter gemacht. Sie traue aber allen Beteiligten zu, dass sie nach der Wahl sagten: "Um der Sache und der Verantwortung willen fangen wir noch einmal von vorn an." Sie bedauere, dass vom Auseinandergehen der Ampel-Koalition das Signal zurückgeblieben sei: "Uns trennt mehr, als uns verbindet". "Wir haben im Bundestag Parteien, die unsere demokratischen Grundpfeiler in Frage stellen und unterlaufen wollen", sagte sie. Umso mehr gebraucht werde "die Kompromissfähigkeit der Parteien der Mitte und die Entschlossenheit, zu zeigen, dass der demokratische Weg funktioniert", betonte Gidion.