Die Hilfsorganisationen haben in den vergangenen Monaten unterschiedliche Erfahrungen bei den Spenden für Syrien und die Nachbarländer gemacht. Während Organisationen wie Unicef und Caritas anhaltende Zuwendungen registrieren, haben sich die Einnahmen für den Syrienkonflikt beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) und dem Bündnis "Aktion Deutschland Hilft" deutlich verringert.
"2015 kamen 1,1 Millionen Euro zusammen, für dieses Jahr rechnen wir mit der Hälfte", sagte DRK-Sprecher Dieter Schütz. Das könne daran liegen, dass sich im sechsten Jahr des blutigen Bürgerkrieges ein gewisser Gewöhnungseffekt eingestellt habe. "Die Menschen sind fast täglich mit Bildern und Nachrichten aus Syrien konfrontiert", sagte Schütz. Zudem sei die Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge 2015 besonders stark gewesen.
"Wir können den Konflikt nicht lösen, aber Menschlichkeit reinbringen"
Noch deutlicher war der Rückgang beim Bündnis "Aktion Deutschland Hilft", dem 13 Verbände und Organisationen angehören. "Im Vergleich zum Vorjahr haben wir für Syrien bisher weniger als ein Drittel der Summe erhalten", sagte Geschäftsführerin Manuela Roßbach. "2015 erreichten uns Spenden in Höhe von über drei Millionen Euro, in diesem Jahr sind es bislang 870.000 Euro." Auffällig seien starke Rückgänge nach der Silvesternacht in Köln und den Terroranschlägen im März in Brüssel. "Wir vermuten hier einen Zusammenhang", sagte Roßbach.
Prinzipiell sei es schwieriger, Spenden für die Opfer von Kriegen und bewaffneten Konflikten zu erhalten als bei Naturkatastrophen, sind sich die Vertreter der Hilfswerke einig. "Bei menschengemachten Katastrophen herrscht eine gewisse Unsicherheit, ob das Geld bei den Bedürftigen ankommt", sagte Michael Brücker von Caritas international. "Wir können als humanitäre Organisation den Konflikt in Syrien nicht lösen, aber ein wenig Menschlichkeit reinbringen und Not lindern."
Brücker zufolge hält die Spendenbereitschaft für die Opfer des Syrienkrieges an die Caritas an. "Aber je nachdem, wie lange der Konflikt dauert, kann es durchaus zu Ermüdungen kommen." Auch Unicef hat in den vergangenen Monaten keinen Rückgang verzeichnet. "Bis Anfang Dezember sind über zwölf Millionen Euro für Kinder in Kriegen und auf der Flucht eingegangen", sagte Charbonneau: "Der größte Teil davon ist für den Syrienkonflikt."
Die Diakonie Katastrophenhilfe registriert seit Jahren eine relativ geringe Spendenbereitschaft für Syrien und die Nachbarländer. "Es herrscht eine gewisse Zurückhaltung, weil nicht klar ist, ob der Effekt einer Spende durch den Konflikt wieder zunichte gemacht wird", erläuterte Sprecherin Anne Dreyer. Nur 2015 sei die Bereitschaft höher gewesen durch die vielen Flüchtlinge auf der Balkanroute. "Der Konflikt rückte dadurch näher."
Seit 2011 kämpfen Syriens Regime von Baschar al-Assad, Rebellengruppen und Terrormilizen um die Macht. Etwa 400.000 Menschen sind seither getötet worden, Millionen Syrer sind auf der Flucht.