Die Aktion am Jahrestag der Reichspogromnacht solle an die Judenfeindlichkeit Martin Luthers (1483-1517) erinnern und zum Einsatz gegen Antisemitismus auffordern, sagte die kirchliche Beauftragte für Kirche und Judentum, Professorin Ursula Rudnick. Gemeinsam mit Marktkirchenpastorin Hanna Kreisel-Liebermann legte sie der Statue des Reformators eine Augenbinde aus gelbem Stoff an. Auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister beteiligte sich an der Aktion.
Rudnick sagte, die Augenbinde sei Ausdruck von Luthers Blindheit und Verblendung gegenüber den Juden und dem Judentum. Seine judenfeindlichen Schriften seien insbesondere Ende des 19. Jahrhunderts und im Nationalsozialismus von Christinnen und Christen sowie Kirchenleitungen aufgegriffen worden, um den eigenen Antisemitismus zu legitimieren. "Die Kirche trägt die Verantwortung für die Schuld der vorangegangenen Generationen und die in ihrem Namen begangenen Untaten und Verbrechen."
Die Theologin rief dazu auf, vor allem bei den Feiern zum 500. Reformationsjubiläum kritisch mit dem judenfeindlichen Erbe des Reformators Luther umzugehen. Aufgabe sei es, "jeder Form von Judenfeindschaft und -verachtung zu widerstehen und ihr entgegenzutreten". An der Veranstaltung nahmen auch jüdische Repräsentanten teil, unter anderem der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Niedersachsens, Michael Fürst.