Anti-Israel-Attacken: Pfarrer wehrt sich

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In einem epd-Gespräch beschreibt der Langenauer Gemeindepfarrer Sedlak die Auswirkungen der Anfeindungen auf ihn persönlich und die Gemeinde - und wie sie damit umgehen.
Anti-Israelische Anfeindungen
Anti-Israel-Attacken: Pfarrer wehrt sich
Seit Monaten ist der Langenauer Gemeindepfarrer Ralf Sedlak massiven Protesten von anti-israelischen Aktivisten ausgesetzt. Die Attacken reichen von verbalen Beschimpfungen auch mit Megafon bis hin zu der Schmiererei "Juden vergasen" an der evangelischen Kirche von Langenau (Alb-Donau-Kreis). Landesregierung und Landesbischof nehmen den Theologen in Schutz. In einem epd-Gespräch beschreibt Sedlak die Auswirkungen der Anfeindungen auf ihn persönlich und die Gemeinde - und wie sie damit umgehen.

epd: Herr Pfarrer Sedlak, seit über einem Jahr sind Sie massiven Anfeindungen von pro-palästinensischen Aktivisten ausgesetzt. Wie gehen Sie damit um?

Ralf Sedlak: Natürlich bin ich vorsichtiger geworden, ich drehe mich zum Beispiel auf der Straße öfters um und beobachte meine Umgebung aufmerksamer als früher. In meinen Predigten überlege ich einzelne Formulierungen viel genauer und halte politische Aussagen eher neutral und allgemein, um keine Angriffsflächen zu bieten.

Das kann dann zu einer Schere im Kopf führen, besser nichts zu Israel und Gaza zu sagen. Allerdings achte ich auch darauf, dass dieses Vermeidungsverhalten nicht zu weit geht oder meine Arbeit als Pfarrer tangiert und einschränkt. Deshalb gehe ich nach wie vor überall hin, wohin ich als Seelsorger muss, komme allen seelsorgerlichen Verpflichtungen ohne Einschränkungen nach.

Warum sind ausgerechnet Sie als evangelischer Gemeindepfarrer zur Zielscheibe der Attacken geworden?

Sedlak: Das ist zum einen eher ein Zufall, weil treibende Kräfte der Kampagne in unserem Umfeld wohnen und deshalb kurze Wege haben. Zum anderen scheint dieses Ziel wohl bewusst gewählt, da in Langenau die evangelische Martinskirche das Ortsbild prägt und deshalb Proteste an dieser Stelle die größte öffentliche Beachtung auslösen.

Denn die Angriffe sind kein persönlicher Konflikt, sozusagen zwischen zwei Männern. Sondern es stellt sich so dar, dass es den Aktivisten exemplarisch darum geht, alle vermeintlich pro-israelischen Positionen zum Schweigen zu bringen. Sie scheinen nicht an einem Dialog interessiert, für den wir als Kirche eine gute Plattform anbieten könnten, zumal uns gleichermaßen das Leid aller Menschen bewegt.

Ist auch Ihr persönliches Umfeld betroffen?

Sedlak: Das lässt sich gar nicht verhindern. Als Pfarrer in dem überschaubaren Langenau bin ich eine öffentliche Person, es ist allgemein bekannt, wo ich zusammen mit meiner Familie wohne. Eine echte Grenze ist für mich überschritten, wenn meine Kinder angegangen werden. Wenn beispielsweise die zweijährige Tochter miterleben muss, wie ich aus einem langsam an uns vorbeifahrenden Auto heraus wüst und lautstark beschimpft werde. Mein Bestreben ist jedoch, meine Familie nach Möglichkeit herauszuhalten, weshalb ich diesen Punkt auch nicht weiter vertiefen will.

Wie geht Ihre Gemeinde mit den regelmäßigen Attacken um?

Sedlak: Die Präsenz der Antiisrael-Aktivisten mit Plakaten und Megafon nach den Gottesdiensten vor der Kirche hat viele Gemeindemitglieder verunsichert, vor allem auch, dass sie als Kirchgänger fotografiert wurden. Mehr als grenzwertig wurde empfunden, dass ein erwachsener Aktivist große Schilder mitten in unserer Kinderkirchgruppe stellte, die sich auf der Grünfläche vor der Kirche versammelt hatte, oder dass ein kleiner Junge, der im Rollstuhl saß und sich nicht wehren konnte, aus nächster Nähe mit einem Megafon angebrüllt wurde.

Die Attacken gegen den Gemeindepfarrer Ralf Sedlak reichen von verbalen Beschimpfungen bis hin zu der Schmiererei "Juden vergasen" an der evangelischen Kirche.

Allerdings wird zumindest das Innere der Kirche und der Gottesdienst mit seiner Liturgie respektiert und nicht gestört. Insgesamt ist der gesamten Gemeinde aber sehr daran gelegen, das kirchliche Leben und alle Aktivitäten in den verschiedenen Gruppen und Kreisen in vollem Umfang aufrechtzuerhalten.

Sollte es mehr Sicherheitsvorkehrungen geben?

Sedlak: Das ist grundsätzlich eine schwierige Frage. Denn die Kirche ist ja geradezu auf Offenheit angelegt und will mit ihrer Botschaft möglichst viele Menschen ansprechen. Insbesondere der Gottesdienst ist per se eine öffentliche Veranstaltung, zu der jeder Mensch ohne Barrieren Zugang haben sollte. Als sehr hilfreich hat sich jedoch die verstärkte Präsenz der Polizei vor der Kirche während der Gottesdienste erwiesen.

Wie wird es aus Ihrer Sicht weitergehen?

Sedlak: Weil der Nahost-Konflikt sicherlich nicht schnell beendet sein wird, können wir nicht darauf setzen, dass die Kampagne der Pro-Palästina-Aktivisten gegen die Gemeinde und mich bald abebbt. Wir hoffen jedoch, dass die angelaufenen polizeilichen Ermittlungen zu Regelungen führen, die uns Sicherheit und Perspektive geben. Ganz sicherlich werden wir auch weiterhin gute Nerven, Geduld und Standhaftigkeit brauchen. Da es aber exemplarisch darum geht, dass legitime Positionen nicht durch Aggressivität und Lautstärke zum Schweigen gebracht werden, wollen wir uns nicht zurückziehen.