Kirchliche Recherchereise bestätigt Verstöße gegen Flüchtlingsschutz

Kirchliche Recherchereise bestätigt Verstöße gegen Flüchtlingsschutz
Eine sechsköpfige Delegation von Diakonie und evangelischer Kirche aus Baden hat bei einer Reise in die türkische Region um Izmir und auf die griechische Insel Chios zahlreiche Verstöße gegen den Flüchtlingsschutz und die Genfer Konvention aufgedeckt.

Die türkische Grenze nach Syrien sei dicht und werde teilweise mit Waffengewalt durchgesetzt, teilten die badische Landeskirche und die Diakonie Baden am Donnerstag in Karlsruhe mit. Auf Chios kämen inzwischen wieder 150 Flüchtlinge täglich an. Die Bedingungen in den dortigen Camps seien katastrophal.

Laut dem Juristen und Migrationsexperten der badischen Landeskirche und Diakonie, Jürgen Blechinger, ist es in der Türkei für syrische Flüchtlinge sehr schwierig, eine Arbeitserlaubnis zu erhalten. Kinderarbeit und extreme Armut unter Flüchtlingen seien an der Tagesordnung, ein Schulbesuch für die meisten Kinder unmöglich. Zurückweisungen und Rückschiebungen von Flüchtlingen aus der EU in die Türkei müssten deshalb sofort gestoppt werden.



Derzeit befänden sich rund 3,5 bis 4 Millionen syrische Flüchtlinge in der Türkei, davon etwa 250.000 in Flüchtlingslagern. Weitere 700.000 nicht-syrische Flüchtlinge kämen hinzu. In der Türkei, so Blechinger, würden die Flüchtlinge weder über ihren Status informiert noch über ihre Rechte aufgeklärt. Obwohl die Preise für Schlepper bereits für die Einreise von Syrien in die Türkei auf bis zu 10.000 US Dollar gestiegen seien, kämen allein auf der griechischen Insel Chios inzwischen wieder 150 Flüchtlinge täglich an.

Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh betonte, die Kirche habe mit dieser Reise deutlich gemacht, "dass wir auch politisch Verantwortung dafür übernehmen müssen, dass die Menschenwürde der Flüchtlinge gewahrt wird". Er verwies zugleich darauf, dass Deutschland im vergangenen und in diesem Jahr sehr viel geleistet habe. "Auch wir Kirchen machen deutlich: Es ist unsere Aufgabe für die Flüchtlinge einzutreten, hier bei uns und weltweit", so Cornelius-Bundschuh.