Schleuser brachten halbe Million Kinder nach Europa

Schleuser brachten halbe Million Kinder nach Europa
Kriminelle Banden haben seit Januar 2015 mindestens eine halbe Million Flüchtlingskinder nach Europa geschleust. Davon seien etwa 100.000 Jungen und Mädchen ohne Eltern oder andere erwachsene Begleiter unterwegs gewesen, teilte das UN-Kinderhilfswerk Unicef am Freitag in Genf mit.

Bei der gefährlichen Reise von Krisenländern wie Syrien nach Europa seien die Minderjährigen dem Risiko von Ausbeutung, Prostitution und Gewalt ausgesetzt. Unicef appellierte an die Staaten auf den Transitrouten, Kinder besser zu schützen und sich für ihr Wohlergehen einzusetzen. So müsse es in Italien und Griechenland mehr rechtliche Beratung und Hilfe für Kinder und ihre Begleiter geben.

Nach den Grenzschließungen durch viele europäische Staaten wichen die Schleuserbanden auf andere Routen aus. Die Menschen würden zunehmend über Wege geschleust, die traditionell Drogen- und Waffenhändler nutzten. Laut Unicef erzielen Banden, die sich auf Menschenschmuggel und -handel konzentrieren, weltweit pro Jahr einen Erlös von fünf bis sechs Milliarden US-Dollar.

Seit Januar 2016 erreichten laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) insgesamt knapp 280.000 Männer, Frauen und Kinder mit Booten die europäischen Küsten. Knapp 164.000 kamen den Angaben zufolge in Griechenland an, die meisten von ihnen stammten aus Syrien, Afghanistan und Irak.



Rund 112.000 Menschen erreichten laut IOM in diesem Jahr Italien, fast alle von ihnen brachen in afrikanischen Staaten wie Nigeria, Eritrea und Gambia auf. Seit Januar 2016 seien fast 3.200 Menschen bei der gefährlichen Passage über das Mittelmeere gestorben, die meisten von ihnen ertranken.

Die sogenannte zentrale Mittelmeerroute von Nordafrika nach Italien sei diesem Jahr gefährlicher als je zuvor, unterstrich das Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Auf 42 Menschen, denen die Überfahrt 2016 geglückt sei, sei ein Mensch gekommen, der bei der Passage gestorben sei. Im gesamten vergangenen Jahr habe das Verhältnis 52 zu 1 betragen.