In der Gesamtbewertung erzielten den Angaben zufolge die skandinavischen Länder, angeführt von Schweden, nach wie vor die besten Werte - gefolgt von der Schweiz und Deutschland. Doch selbst die Position der nordeuropäischen Staaten beginne zu wackeln, hieß es. Norwegens Wirtschaft leide unter fallenden Ölpreisen. Schweden habe der Flüchtlingszustrom an die Grenzen seiner Aufnahmekapazitäten gebracht und die Jugendarbeitslosigkeit sei hoch. Ebenso wie in Dänemark sei die dort Einkommensungleichheit deutlich gestiegen.
Armut der Kinder gestiegen
Wesentlich größere Probleme noch sehen die Verfasser der Bertelsmann-Studie in den südlichen Staaten der Euro-Zone. Die Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise und jahrelanger Sparpolitik seien hier "noch immer immens". So lägen Langzeitarbeitslosigkeit und Kinderarmut deutlich im zweistelligen Bereich. In Spanien sei die Armut unter Kindern noch gestiegen - auf 23 Prozent, auch in Griechenland sei jedes fünfte Kind betroffen. In beiden Ländern sei zudem fast die Hälfte der Jugendlichen erwerbslos.
Kritisch bewertet die Untersuchung die Fähigkeit der Industrieländer, die anstehenden Probleme zu lösen. In der EU seien die Fronten angesichts der größten Flüchtlingsbewegung nach dem zweiten Weltkrieg verhärtet: "Das europäische Integrationsprojekt droht zu scheitern." In vielen Staaten der EU und der OECD sei "nationalistischer Populismus" auf dem Vormarsch. Diese Bewegungen stellten "nationale Partikularinteressen über das Ziel gemeinsamer internationaler Problemlösungen", erklärten die Autoren der Studie. Auch außerhalb Europas sei dieser Trend erkennbar, heißt es unter Verweis auf den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump.
An der Studie zur Zukunftsfähigkeit der OECD- und EU-Staaten haben laut Bertelsmann-Stiftung mehr als 100 internationale Experten mitgewirkt. Auf der Basis von 140 Indikatoren wird den Angaben zufolge "ein umfassendes Stärken- und Schwächenprofil" der Staaten gezeichnet.