Dies werde eine der zentralen Aufgaben sein, sagte die Präsidentin Cornelia Füllkrug-Weitzel am Donnerstag bei der Vorstellung der Jahresbilanz in Berlin. Ein weiteres Augenmerk müsse sich auf die Anrainerstaaten richten, in denen unzählige Flüchtlinge Schutz suchten.
Am Beispiel Syrien habe die Welt beobachten können, dass sich etliche Migranten erneut auf die Flucht begeben müssten, weil die Infrastruktur der Aufnahmeländer zu schwach sei, erklärte die Theologin. Oftmals habe nicht einmal die einheimische Bevölkerung genügend Jobs. Auch die Gesundheitsversorgung und das Bildungssystem müssten in den gastgebenden Ländern gestärkt werden.
Aggressive und unfaire Wirtschaftsinteressen
"Brot für die Welt" förderte laut Bilanzbericht im vergangenen Jahr zu einem großen Teil Projekte in Asien und Afrika, wo weltweit die meisten Menschen unterhalb der Armutsgrenze lebten. Eine Reihe von Projekten beschäftige sich mit Anpassungen an den Klimawandel. Insgesamt hätten in 90 Ländern mehr als 1.600 Projekte Unterstützung erhalten, sagte Füllkrug-Weitzel.
Für seine Arbeit hätten dem Hilfswerk 255,4 Millionen Euro zur Verfügung gestanden (2014: 254,8), sagte die Theologin. Der Kirchliche Entwicklungsdienst habe davon 52,5 Millionen Euro beigesteuert, weitere 129,8 Millionen Euro seien Beiträge Dritter, vor allem aus dem Bundesentwicklungsministerium.
Die Organisation habe mit 57,5 Millionen Euro zudem das zweitbeste Spendenergebnis der vergangenen zehn Jahre erzielt. Die rund 65 Millionen Flüchtlinge weltweit hätten bei vielen Menschen ein Bewusstsein geschärft, dass in der heutigen Zeit langfristig mehr getan werden müsse, um Armut, Gewalt und Ungerechtigkeit in den Herkunftsländern der Migranten zu überwinden, vermutete Füllkrug-Weitzel. Die Spendenbereitschaft für die Entwicklungsarbeit im kirchlichen Bereich sei auch nicht dadurch gesunken, dass sich viele Christen in Deutschland für Flüchtlinge engagierten.
Füllkrug-Weitzel appellierte an die Bundesregierung, sich künftig noch entschiedener für eine Reduzierung von Fluchtursachen einzusetzen. So sei es Aufgabe der Politik, aggressiven und unfairen Wirtschaftsinteressen einen Riegel vorzuschieben. Die Bundesregierung sollte mit ihrem angestrebten Nationalen Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrechte ein ernsthaftes Zeichen setzen. Unternehmen müssten entlang der Produktions- und Lieferkette soziale und menschenrechtliche Standards einhalten. Der Plan dürfe nicht auf unverbindliche Appelle hinauslaufen, warnte die Theologin.
Darüber hinaus forderte sie die deutsche Politik auf, ihr Handeln insgesamt friedensfördernd auszurichten. Erfolge in der Entwicklungspolitik dürften nicht durch anderen Maßnahmen, etwa den Export von Kleinwaffen, zunichte gemacht werden.