Die Anlage dürfte nach Angaben der Universität zu den ältesten Kirchenbauten im hessischen Lahn-Dill-Gebiet zählen. Das etwa dreißig Kilogramm schwere, bronzene Glockenstück stamme aus dem 13. Jahrhundert, eventuell auch aus dem 14. Jahrhundert, sagte Glocken-Experte Rincker. "Es gibt einige Glocken aus dieser Zeit, aber es ist ein bedeutendes Stück aus der Region." Einige große und reiche Klöster hätten in dieser Zeit sogar zwei Glocken besessen.
Das Glockenstück ist beim Pflügen auf einem Feld unweit der Stadt Leun gefunden worden. Auf zwei Flurstücken mit den Namen "Martinskirch" und "Martinsfeld" befinden sich die Reste einer mittelalterlichen Kirche. Die Kirche sei um 1500 abgerissen worden, berichtete Rincker, die Archäologen rätselten aber noch, warum. Die archäologische Fundstelle wurde 1971 beim Ausbau einer Straße zur Bundesstraße 49 entdeckt.
Studenten der Universität Marburg untersuchen regelmäßig das Gebiet. Bereits im vergangenen Sommer fand dort eine erste Grabung des Vorgeschichtlichen Seminars statt. Die archäologische Landesforschung der Philipps-Universität Marburg gräbt im Rahmen einer zweiten Kampagne in Zusammenarbeit mit der hessenArchäologie (Wiesbaden) seit dem 18. Juli 2016 auf der Grabungsfläche. Derzeit beteiligen sich zwanzig Studenten an der Grabung unter der Leitung von Professor Felix Teichner und dem lokalen Grabungsleiter Robin Dürr.
Nach Rinckers Angaben handelt es sich bei dem Fund um ein Stück des unteren Teils der Glocke, die wahrscheinlich einen Durchmesser von sechzig Zentimetern hatte. Die Archäologen suchten nun nach weiteren Glockenstücken. "Der obere Teil wäre noch wichtiger, um sie genauer zu datieren", sagte der Experte. Was mit dem Fund passieren soll, stehe noch nicht fest.