Erinnerung an Hitlerattentat vor 72 Jahren

Erinnerung an Hitlerattentat vor 72 Jahren
Mit einer Feierstunde ist am Mittwoch in Berlin an das gescheiterte Hitlerattentat vom 20. Juli 1944 erinnert worden.

Dabei warnte Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) im Ehrenhof des Berliner Bendlerblocks vor einem Rückfall in den Nationalismus. Wer zurück wolle zum Denken in nationalistischen Kategorien, der lege "die Axt an alles, was dieses Land heute ausmacht", sagte Hendricks. Zusammen mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker, legte sie anschließend einen Kranz an der Stelle nieder, wo einige der Verschwörer vor 72 Jahren erschossen worden waren.

Am 20. Juli 1944 scheiterte das Attentat einer Gruppe um Claus Graf Schenk von Stauffenberg auf Hitler. Der Oberst und vier Mitverschwörer wurden noch in der Nacht zum 21. Juli 1944 hingerichtet, weitere 140 Mitwisser traf es in den folgenden Tagen. Im Bendlerblock befinden sich heute das Verteidigungsministerium und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Am Abend war ein Gelöbnis junger Bundeswehrrekruten geplant mit einer Ansprache des evangelischen Altbischofs Wolfgang Huber.

"Das Gedenken an den Widerstand gegen Hitler bewahren"

Bei der Feierstunde erinnerte Hendricks an die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten und Hitler. Mit ihren Taten hätten diese Männer und Frauen "dem deutschen Volk den entscheidenden Rest an Würde und Anstand bewahrt". Dagegen bleibe "die nahezu uneingeschränkte Führerloyalität bis ins Frühjahr 1945 das eigentliche und erklärungsbedürftige Hauptproblem", sagte Hendricks.

An der Feierstunde nahmen auch Vertreter anderer Verfassungsorgane teil, darunter Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer (CSU), Bundesratsvizepräsidentin Malu Dreyer (SPD) und Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU), sowie der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD) und zahlreiche Abgeordnete.



Müller betonte, ein Vermächtnis des Widerstandes gegen Hitler sei es, dass "wir nicht allein an unseren Absichten, sondern vor allem an unseren Taten gemessen werden". Es sei heute kaum mehr vorstellbar, "was es bedeutet hat, sich gegen ein mörderisches System zu stellen, dass selbst noch im Bombenkrieg den Rückhalt von großen Teilen der Bevölkerung besaß". Deshalb bleibe es die gesellschaftliche Aufgabe, "das Gedenken an den Widerstand gegen Hitler zu bewahren und das lebendige Erinnern kommenden Generationen zu ermöglichen", unterstrich Müller.

Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung 20. Juli 1944, Robert von Steinau-Steinrück, betonte, der Widerstand gegen das Nazi-Regime fordere dazu auf, sich immer wieder den bleibenden Wert der Zivilcourage bewusstzumachen. Zugleich verurteilte er Versuche rechtsextremistischer Kreise, "den Widerstand für sich zu vereinnahmen". Als Beispiel nannte Steinau-Steinrück die sogenannte Wirmer-Fahne, die häufig auf "Pegida"-Demonstrationen geschwenkt wird. Der Widerstandkämpfer Josef Wirmer habe diese Fahne mit einem schwarz-goldenen Kreuz auf rotem Grund als Zeichen der Erhebung gegen das NS-Unrechtsregime und für eine freiheitliche und tolerante Gesellschaft entworfen. An der Feierstunde im Bendlerblock nahm auch der Sohn Wirmers, Anton Wirmer, teil.