1,1 Millionen Flüchtlinge kamen 2015 nach Deutschland

Asyl in Deutschland
Foto: Jonathan Stutz/fotolia
Nach Deutschland kamen 2015 so viele Schutzsuchende, wie es sie seit der unmittelbaren Nachkriegszeit nicht mehr gegeben hat.
1,1 Millionen Flüchtlinge kamen 2015 nach Deutschland
Die Bundesrepublik ist für viele Menschen ein Zielland: Die Migration aus Europa und anderen Staaten nimmt weiter zu. 2014 kamen fast 1,5 Millionen Zuwanderer. Für 2015 wird ein Rekord erwartet.

Deutschland ist beliebtes Zielland für Flüchtlinge - aber nicht nur für sie. Mindestens genauso viele Menschen kommen aus Europa oder anderen sicheren Drittstaaten, um in der Bundesrepublik zu studieren, zu arbeiten oder zu ihren Familien zu ziehen. 2014 verzeichnete Deutschland 1,46 Millionen Zuwanderer, wie aus dem Migrationsbericht hervorgeht, den Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Mittwoch in Berlin vorstellte. Weil ihr Zuzug nicht abreißt, rechnet de Maizière für 2015 mit einem Migrationsrekord: Er erwarte die höchste Zuwanderung seit Beginn der Registrierung im Jahr 1950 in der damaligen Bundesrepublik, sagte er.

Mehr als eine Million Zuwanderer kamen 2014 aus der EU oder anderen europäischen Staaten und machten den Angaben zufolge damit 60 Prozent der Zuwanderer aus. De Maizière rechnet damit, dass ihr Anteil 2015 auf 50 Prozent gesunken ist. Für die prozentuale Verschiebung sorge aber nicht ein Rückgang der Bildungs- oder Arbeitsmigration, sondern der Anstieg der Flüchtlingszahl, erklärte de Maizière.

Die war 2015 besonders seit dem Sommer besonders drastisch in die Höhe geschnellt. Ebenfalls am Mittwoch veröffentlichte de Maizière die Asyl-Jahresstatistik: Demnach haben 1,1 Flüchtlinge Deutschland erreicht. Grundlage ist das Erfassungssystem der Länder zur Verteilung der Flüchtlinge (Easy), das jeden eingereisten Flüchtling zählt, dabei Doppelerfassungen aber nicht ausschließt.

Helfer waren "bis zur Erschöpfung" im Einsatz

Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gingen im selben Zeitraum 476.649 Asylanträge ein, davon rund 442.000 Erstanträge. Die Überforderung der Behörde mit dem starken Anstieg der Flüchtlingszahlen erklärt die Lücke zwischen der Höhe der Registrierungen und der Anträge. Am Jahresende lagen beim Bundesamt noch rund 365.000 nicht entschiedene Anträge.

De Maizière verglich die Herausforderungen bei der Unterbringung und Integration der Flüchtlinge mit der Nachkriegszeit. Er dankte Haupt- und Ehrenamtlichen in Behörden, Kirchen und anderen Organisationen, "die teilweise bis zur Erschöpfung da waren, wenn ihre Hilfe gebraucht wurde". Auf allen Politikfeldern werde man jetzt darauf hinwirken, dass die Zahl der nach Deutschland kommenden Asylsuchenden "deutlich verringert wird", betonte der Minister.

Allein 162.510 Anträge kamen 2015 von Syrern. Sie machten damit 34 Prozent aller Antragsteller aus. Weitere Hauptherkunftsländer im vergangenen Jahr waren Albanien, Kosovo, Afghanistan und Irak. Der Anteil von Menschen aus den Balkanstaaten, die in der Regel keine Anerkennung erhalten, sank zum Jahresende aber deutlich.



Während nicht alle Flüchtlinge anerkannt werden und bleiben dürfen, sind 2014 auch andere Zuwanderer oder Deutsche aus der Bundesrepublik weggegangen. Die Zahl der Wegzüge lag laut Migrationsbericht bei 900.000 - ein Anstieg um 100.000 gegenüber 2013. Dennoch blieb unterm Strich ein höherer Zuwanderungsgewinn von 550.000.

Knapp 40.000 Menschen aus Drittstaaten kamen 2014 für eine Arbeit nach Deutschland, rund 64.000 kamen im Zuge des Familiennachzugs. Dies war ein Anstieg um 14 Prozent. Für 2015 rechnet de Maizière mit einem weiteren Anstieg, da bereits bis Ende September 50.000 Familiennachzüge registriert wurden.