Deutsche Eliten lehnen Flüchtlingsobergrenze ab

Stacheldraht liegt auf einer Weltkarte.
Foto: Getty Images/iStockphoto/Anton Chalakov
Deutsche Eliten lehnen Flüchtlingsobergrenze ab
Eine Mehrheit von 58 Prozent der deutschen Wirtschafts- und Politik-Eliten sind gegen eine Obergrenze für Flüchtlinge.

Gleichzeitig denken 85 Prozent, dass die Regierung den Flüchtlingszustrom nicht mehr unter Kontrolle hat, wie das "Capital-FAZ-Elite-Panel" ergab, das am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. "Die Eliten sind sich einig, dass andere Wege als Obergrenzen gefunden werden müssen", sagte Renate Köcher, Geschäftsführerin des Umfrageinstituts IfD Allensbach, das die Erhebung gemeinsam mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) und dem Wirtschaftsmagazin "Capital" durchgeführt hat.

"Bemerkenswert ist, dass die Eliten die Risiken der Flüchtlingskrise kurzfristig ebenso hoch, langfristig aber deutlich niedriger einschätzen als die Bevölkerung", teilte Köcher mit. Sehen 72 Prozent der Führungsspitzen kurzfristig mehr Risiken im Flüchtlingszustrom als Chancen (19 Prozent), wendet sich das Verhältnis auf langfristige Sicht: 71 Prozent werten hier die Chancen höher, für 16 Prozent überwiegende Risiken. Die Bevölkerung sieht die Risiken sowohl kurz- (67 Prozent) als auch langfristig (51 Prozent) als größer an.

Obwohl nur etwas mehr als die Hälfte mit der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin einverstanden sind, bewerten 78 Prozent Angela Merkels (CDU) Kanzlerschaft rückblickend als gut (59 Prozent) oder sehr gut (19 Prozent). Ihr wird insbesondere ein hohes Durchsetzungsvermögen, hohe Glaubwürdigkeit und große Sachkenntnis bescheinigt. "Dass das Urteil über die Flüchtlingspolitik der Regierung gespalten ist, schadet dem Vertrauen in Kanzlerin Merkel offenbar nicht", sagte Köcher.

Das Elite-Panel wird seit 1987 von der FAZ, "Capital" und dem IfD Allensbach erstellt. Teilnehmer der Umfrage, die von Mitte November bis Anfang Dezember durchgeführt wurde, sind 750 sogenannte "Top-Entscheider" aus den Bereichen Politik und Wirtschaft. Darunter befinden sich etwa 70 Chefs von Firmen mit über 20.000 Beschäftigten, 22 Ministerpräsidenten und Minister sowie 44 Fraktions- und Parteispitzen.