Das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" hat am ersten Adventssonntag seine 57. Spendenaktion eröffnet. Unter dem Motto "Satt ist nicht genug!" will es den Kampf gegen die weltweite Mangelernährung fördern. Unzureichende Ernährung behindere Entwicklung - genauso wie Hunger, sagte die Präsidentin von "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, beim zentralen Eröffnungsgottesdienst in Hannover. Mehr als zwei Milliarden Menschen könnten sich nicht ausreichend mit Vitaminen oder Mineralstoffen versorgen.
Fast jeder dritte Mensch auf der Welt sei mangelernährt und dadurch anfälliger für Krankheiten, sagte Füllkrug-Weitzel. Kinder blieben dadurch in ihrer Entwicklung ein Leben lang beeinträchtigt. "Brot für die Welt" fördere deshalb den Erhalt und die Wiederbelebung traditioneller und nährstoffreicher Pflanzen wie Quinoa oder alter Reis- und Hirsesorten, so die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks: "Artenvielfalt schützt vor Mangelernährung und Hunger." Industriesaatgut sei teuer und weniger widerstandsfähig, als die traditionell von Kleinbauern angebauten Sorten.
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister rief die Christinnen und Christen in seiner Predigt in der Marktkirche dazu auf, sich für die leidenden Menschen in dieser Welt einzusetzen. Damit verbunden sei der tiefe Wunsch, dass das Leben sich ändern möge und alle Menschen in Frieden satt werden könnten, sagte er in dem von der ARD übertragenen Gottesdienst.
Gegen Terror und Gewalt wie in Paris oder Mali müsse die Kirche Worte und Zeichnen der Hoffnung setzten, sagte Meister. Die Bibel zeichne solche Hoffnungsbilder ebenso wie die vielen Tausend Menschen, die sich für Notleidende engagierten. Auch "Brot für die Welt" gebe dafür immer wieder Beispiele.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) appellierte in seinem Grußwort: "Den Hunger nach Gerechtigkeit sollten wir uns nicht austreiben lassen." In der globalisierten Welt seien auch die Bauern in Indien oder die Näherinnen in Bangladesch Nachbarn, die dieselben Rechte auf ein gutes Leben hätten. "Das Ziel der Globalisierung muss Gerechtigkeit für alle und nicht Reichtum für wenige sein."
4.000 Sorten Reis gerettet
Bei der Eröffnungsfeier wirkte auch die Projektpartnerin der neuen Spendenkampagne mit, die indische Wissenschaftlerin und Umweltaktivistin Vandana Shiva. Die Trägerin des alternativen Nobelpreises hat in Nordindien vor drei Jahrzehnten begonnen, traditionelles Saatgut zu sammeln und mit anderen zu teilen. 4.000 Sorten Reis seien so gerettet worden, erläuterte sie. Sorten, die nicht von großen Unternehmen patentiert und nicht genmodifiziert seien. Bauern züchteten dieses Saatgut selbst, anstatt es überteuert einzukaufen.
"Brot für die Welt" wird getragen von evangelischen Landes- und Freikirchen und ist im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung (Berlin) angesiedelt. Seit 1959 bittet die Aktion in jedem Jahr zu Beginn der Adventszeit um Spenden für Hilfsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika.