"Wenn Menschen mit ihrem Migrationsversuch scheitern, verlieren sie in ihrer Heimat an Ansehen, stehen in der Regel wirtschaftlich vor dem Nichts und sind somit kaum noch handlungsfähig", sagte Oltmer dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Die Rückkehr verschärft häufig ihre ohnehin prekäre Lebenssituation."
Das gelte vor allem für die ohnehin diskriminierte Gruppe der Roma, die dann oft mit noch schlimmeren Repressalien zu rechnen habe, erläuterte der Historiker. Aber auch andere hätten in der Regel Jobs aufgegeben, Häuser verkauft oder sich verschuldet mit dem Versprechen, Geld zu schicken. "Wenn dann die Ablehnung ihres Asylbegehrens erst nach monate- oder jahrelanger Bearbeitungszeit feststeht, haben sie auch noch ihre sozialen Bindungen verloren."
Das alles schlage sich auch negativ auf die Gesellschaft und die ohnehin schwache Wirtschaft etwa in Serbien, Mazedonien oder im Kosovo nieder. Deshalb sei es sinnvoll, nicht nur den Rückkehrern, sondern auch den Staaten selbst zu helfen, etwa über den Weg der Entwicklungszusammenarbeit. Viele von ihnen seien EU-Beitrittskandidaten. Dadurch bestehe auch die Möglichkeit, sie in europäische Förderprogramme einzubinden, sagte der Professor am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien an der Uni Osnabrück.
Insgesamt werde etwa ein Drittel der derzeitigen Antragsteller abgelehnt und reise dann aus oder werde abgeschoben. Ein weiteres Drittel warte das Ende des Antragsverfahrens gar nicht erst ab und reise schon vorher aus oder weiter.
Die Misere dieser Menschen sei in Deutschland derzeit kaum ein Thema, beklagte der Experte. Die Flüchtlingsdebatte sei insgesamt sehr deutschlandzentriert: "Es geht meistens darum, was unser Land noch schaffen kann. Wir brauchen aber angesichts der komplexen Zusammenhänge auch eine Diskussion über Fluchtursachen und vor allem über Hilfsmöglichkeiten vor Ort." Der Professor forderte zudem, die Re-Integration der Rückkehrer langfristig zu beobachten, um genauere Erkenntnisse darüber zu gewinnen, welche Hilfen sinnvoll seien.
Oltmer warnte vor Rückkehrer-Programmen, die schon in der Vergangenheit nicht selten schlecht koordiniert und wenig erfolgreich gewesen seien. Wer heute freiwillig ausreise, bekomme in der Regel zwar finanzielle Unterstützung. Die reiche jedoch nicht aus: "Für manch einen ist es dann irgendwann der einzige Ausweg, es noch einmal mit der Migration ins reiche Nordeuropa zu versuchen."