Sie dürften lediglich als Atempause in einer Krisensituation gesehen werden und "nie und nimmer dazu führen, dass sich Deutschland seiner Pflicht entzieht mitzuhelfen, Flüchtlinge würdig zu empfangen", sagte der bayerische Landesbischof dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Rande eines Besuchs bei Flüchtlingen in Ungarn und Serbien. Seit Sonntagabend kontrolliert die Bundespolizei Einreisende vor allem entlang der Grenze zu Österreich.
Der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm sagte, Abschreckung dürfe nie eine Reaktion auf Flüchtinge sein. "All die Menschen, die aus Verzweiflung über Terror, Krieg und Gewalt nach Deutschland kommen, mit Stacheldraht oder Elektrozäunen zu empfangen, steht zutiefst im Widerspruch zu den christlichen Grundorientierungen Europas", sagte Bedford-Strohm, der sich am Sonntag am Sammelpunkt von Flüchtlingen in Röszke an der ungarisch-serbischen Grenze ein Bild von der Lage gemacht hatte.
Der EKD-Ratsvositzende warnte vor dem Auseinanderbrechens Europas. Wenn das Christentum eine besondere Rolle bei den europäischen Werten spielen solle, dann müsse das bedeuten, dass die Grundlagen des Christentums auch "wirklich im Kosmos Europa vorkommen". Beim Umgang mit Flüchtlingen in Ungarn, etwa am Ostbahnhof in Budapest oder in Röszke, sei "davon nicht viel spüren".
Bedford-Strohm sprach sich für eine faire Verteilung der Asylbewerber auf alle EU-Länder aus. Zwar wünsche er sich, dass die Flüchtlinge selbst entscheiden, in welches Land sie gehen, sagte der oberste Repräsenant der Protestanten in Deutschland. Doch zugleich schränkte Bedford-Strohm ein: "Deutschland hat sich bisher so gut verhalten, dass jetzt natürlich viele Flüchtlinge hierher wollen. Das wird realistischerweise nicht für alle zu erfüllen sein."
Bedford-Strohm reist noch bis Montagabend durch Ungarn und Serbien. Begleitet wird er unter anderem von Cornelia Füllkrug-Weitzel, der Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe.