Die "Sorgearbeit" (Care) werde vor allem von Frauen geleistet, hieß es zum Abschluss der vom Frauenwerk der Nordkirche organisierten Konferenz in Hamburg. Daran habe auch die zunehmende Berufstätigkeit von Frauen nichts geändert.
Nach einem Vorschlag der Frauensynode der Nordkirche sollten Menschen, die Alte, Kranke oder Kinder privat versorgen, ebenso gut bezahlt und abgesichert werden müssen wie professionelle Kräfte. Für die Finanzierung müssten ähnlich wie in Skandinavien Steuermittel bereitstehen, hieß es. Gefordert wird zudem eine geringere Arbeitszeit, damit Zeit für die Sorge für Hilfsbedürftige vorhanden ist.
Die deutsche Gesellschaft wird nach den Worten von Bischöfin Kirsten Fehrs immer vielfältiger. Dies gelte für Gesundheit, Lebensalter und Körperlichkeit. Frauen hätten zu dieser Vielfalt einen besseren Zugang. Dazu gehöre ein "wohlmeinender" Blick, der den unbarmherzigen, perfektionierten Blick auf den Mangel durchbreche und Abwertung nicht zulasse. Echte Nächstenliebe, so die Bischöfin auf der Fachtagung, brauche die Anerkennung der Vielfalt inmitten der Welt.
Abhängigkeitsbeziehungen zu wenig Thema
Die Wuppertaler Hochschuldozentin Christine Globig kritisierte, dass in der aktuellen ethischen Debatte Abhängigkeitsbeziehungen zu wenig thematisiert würden. Ziel sei für viele Ethiker die menschliche Autonomie mit gleichberechtigten Beziehungen. Dass sich vor allem Frauen um Schwächere sorgten, sei Teil eines traditionellen christlichen Frauenbildes, das überwunden werden müsse.
Die Freiburger Genderforscherin Ulrike Knobloch beklagte, dass es immer noch an einer angemessenen Anerkennung für Pflegearbeit fehle. Diese sei häufig gering bezahlt oder sogar unbezahlt. Ziel müsse es sein, für diese Menschen langfristig die Versorgung mit dem Lebensnotwendigen zu sichern und die notwendigen Leistungen für gute Betreuung und Pflege bereitzustellen.