Noch vor wenigen Jahren hätten sich viele ältere Menschen vor allem mit dem eigenen Sterben beschäftigt und nach Seelsorge verlangt. "Das ist heute völlig weg. Die Leute wollen noch etwas Neues erleben: neue Freiheiten, neue Aufbrüche", sagte der evangelische Theologe bei dem Kongress "Sechzig Plus Kirche" in Hannover. Die Landeskirche hatte am Freitag erstmals zu einem ganztägigen Forum mit Vorträgen und Workshops zum Thema Altern eingeladen.
"Es ist eine Generation, die alles tut, um vom Tod so fern wie möglich zu bleiben", sagte der Bischof. Bisher sei für die Seniorenarbeit vor allem die diakonische Perspektive maßgeblich gewesen: "Die Kirche wendet sich den Alten zu, kümmert sich um sie." Dafür genieße sie auch nach wie vor hohe Anerkennung in dieser Altersgruppe. Dennoch sei es Zeit, mit den Senioren, die oft nicht mehr kirchlich geprägt seien, mutig nach neuen spirituellen Wegen zu suchen.
Dabei sei die Kirche allerdings nur ein Anbieter unter vielen. "Junge Alte nehmen das Heft selbst in die Hand", unterstrich Meister. Für die Kirche bedeute dies, Lebenssinn und geistliche Erfahrungen auch zeitgemäß zu vermitteln. Das könne "im Gottesdienst, bei der Pilgertour, beim Klosteraufenthalt oder in Männerkreisen" geschehen. Vermutlich werde die Kirche aufgrund der ausgeprägten Selbstbestimmung und Freiheit dieser Senioren manche klassischen Konzepte aufgeben, sagte Meister. "Wir werden uns viel offener auf die Ideen und Möglichkeiten einlassen, die von den 60plusern angeboten werden."
Die Senioren seien zwar weitestgehend gesund sowie im Wesentlichen fit und jugendlich, aber auch sie würden irgendwann mit ihrer Sterblichkeit konfrontiert. "Die Kirche ist in ihren Bemühungen, diesen Menschen einen sinnvollen Ort im christlichen Glauben zu geben, keine Sozialagentur einer bestimmten Altersgruppe", ergänzte der Bischof. Gefragt seien Angebote, "wie man angesichts der Vergänglichkeit und des Alters erfüllt, dankbar und aktiv sein Leben genießen kann".