Die fünffache Mutter ist seit 2009 in Haft. Im November 2010 war sie von einem Gericht zum Tod am Galgen verurteilt worden, weil sie abfällige Bemerkungen über den Propheten Mohammed gemacht haben soll. Gotteslästerung kann im islamischen Pakistan mit dem Tode bestraft werden. Nach Angaben von Bibis Anwalt Saiful Mulook gibt es im Verfahren zahlreiche rechtliche Einwände, die einen Freispruch nach sich ziehen könnten. Die Anzeige gegen die Christin sei erst fünf Tage nach dem angeblichen Vorfall erfolgt. Auch seien die belastenden Zeugenaussagen nicht über alle Zweifel erhaben.
Das Urteil gegen Asia Bibi hat international große Empörung ausgelöst. Auch der frühere Papst Benedikt XVI. setzte sich für die Begnadigung der Katholikin ein. In zweiter Instanz war das Urteil im vergangenen Jahr bestätigt worden. Das katholische Hilfswerk missio in Aachen hofft nun auf einen Freispruch und Schutz für Asia Bibi und ihre Familie.
Menschenrechtler fordern seit langem eine Reform des Blasphemie-Gesetzes in Pakistan, weil es aus ihrer Sicht für Racheakte und Behördenwillkür missbraucht wird. Doch alle Versuche, das Gesetz zu ändern, scheiterten stets am Widerstand religiöser Hardliner. Oft werden die Todesurteile wegen Blasphemie nicht vollstreckt, aber die Verurteilten auf offener Straße erschossen.
Zwei wichtige Politiker wurden 2011 ermordet, weil sie eine Lockerung des Gesetzes forderten: Anfang Januar 2011 starb der liberale Gouverneur Salman Taseer und Anfang März 2011 der Minister für religiöse Minderheiten, der Christ Shahbaz Bhatti. Beide hatten sich für Asia Bibi eingesetzt. Auch Anwälte, die wegen Gotteslästerung Beschuldigte verteidigen, sind ihres Lebens nicht sicher.