Vor allem kinderlose Frauen und Männer sowie Väter mit hohem Homeoffice-Anteil würden pauschal als weniger engagiert angesehen und seltener für Stellen empfohlen, ergab die am Donnerstag in Düsseldorf veröffentlichte Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
In der Untersuchung gaben rund 5.000 Erwerbstätige und Arbeitssuchende auf einer Skala von 0 bis 10 an, inwieweit sie einen fiktiven Kandidaten für eine bestimmte Stelle empfehlen würden. Zusätzlich wurde erhoben, wie die Befragten die Arbeitsbereitschaft und Produktivität dieser Person einschätzten. Als Grundlage für ihre Einschätzung diente eine Art Steckbrief, der unter anderem Angaben zu Alter, Geschlecht, Kindern und Häufigkeit von Homeoffice enthielt.
Das Ergebnis der Auswertung: Bei Beschäftigten, die nicht im Homeoffice arbeiten, wurde die Empfehlung für eine Stelle mit durchschnittlich 7,3 bewertet, bei ein bis zwei Tagen Homeoffice pro Woche mit 7,1 und bei drei bis vier Tagen Homeoffice pro Woche nur noch mit 6,6. Diejenigen, die von zu Hause aus arbeiten, wurden von den Befragten tendenziell als weniger engagiert und weniger produktiv eingeschätzt als diejenigen, die an fünf Tagen in der Woche vor Ort im Unternehmen tätig sind.
Am schlechtesten bewertet wurden demnach kinderlose Männer und Frauen sowie Väter, wenn sie drei bis vier Tage im Homeoffice arbeiten. Zwar wurden auch Mütter seltener für die Stelle empfohlen, wenn sie sehr regelmäßig im Homeoffice arbeiten, für sie war die Stigmatisierung im Vergleich zu den anderen Gruppen aber am geringsten.
Eine wichtige Rolle spielt laut den Untersuchungen dabei die Verbreitung von Homeoffice im Unternehmen: Wenn nur ein kleiner Teil der Beschäftigten zu Hause arbeite, sei die Stigmatisierung besonders groß. Sie nehme deutlich ab, wenn Homeoffice weit verbreitet sei. Deutlich geringer falle die Benachteiligung zudem dann aus, wenn es eine allgemeine Betriebsvereinbarung zur mobilen Arbeit gibt.