"Bei allem Verständnis für die Wut der Aktivisten angesichts der vielen tausend ertrunkenen Flüchtlinge im Mittelmeer, ein Spektakel mit Leichen zu inszenieren, überschreitet eine moralische Grenze", sagte die SPD-Politikerin der "Welt" (Samstagsausgabe). Kunst dürfe wehtun, sie dürfe sich auch drastischer Methoden bedienen, "aber hier gehen die Aktivisten zu weit", erklärte die Staatsministerin im Bundeskanzleramt.
Die Aktivisten des "Zentrums für politische Schönheit" wollen am Sonntag vor dem Bundeskanzleramt eine Gedenkstätte für "die unbekannten Einwanderer" errichten. Vorher soll ein Marsch zum Kanzleramt führen, dabei will die Protestgruppe angeblich exhumierte Flüchtlingsleichen mitnehmen.
Die Flüchtlingsbeauftragte kritisierte das Vorhaben. Die Gruppe wolle auf die Beraubung der Würde der Toten hinweisen, die anonym und nicht im Kreise ihrer Familie begraben werden können. "Aber sie setzen den würdelosen Zustand fort, indem sie die Leichen für den Protest gegen die europäische Flüchtlingspolitik instrumentalisieren", sagte Özoguz.
Auch der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), kritisierte die Gruppe: "Bei allem Respekt vor humanitärem Engagement: Mit solchen Aktionen werden Grenzen der Pietät überschritten." Es sei bedauerlich, "dass das ebenso wichtige wie sensible Thema Flüchtlingsschutz auf diese Weise behandelt wird."
Am Dienstag hatte die Protestgruppe nach eigenen Angaben die Leiche einer auf der Flucht im Mittelmeer ertrunkenen Syrerin auf einem Friedhof in der Hauptstadt im Beisein eines Imams beerdigt. Die Aktionen sollen auf das Schicksal Tausender im Mittelmeer ertrunkener Flüchtlinge aufmerksam machen.