Die wegen Mordes verurteilte 46-jährige Kelly Gissendaner sollte eigentlich um 19 Uhr Ortszeit im Hinrichtungsgefängnis von Jackson im Bundesstaat Georgia durch eine intravenöse Injektion getötet werden. Laut Medienberichten bekamen Vollzugsbeamte jedoch Zweifel an der "Qualität" des vorgesehenen Exekutionsmittels. Nach Angaben des Todesstrafen-Informationszentrums vollstreckt Georgia Hinrichtungen mit Pentobarbital.
Exekutionen mit Gift geraten in den USA zusehends in die Kritik. Das Oberste US-Gericht hatte im Januar angekündigt, es wolle prüfen, ob Hinrichtungen mit Gift grausam und daher verfassungswidrig sind. Gissendaner sollte ursprünglich bereits am vergangenen Mittwoch hingerichtet werden. Die Exekution wurde aber wegen schlechten Wetters aufgeschoben.
Gissendaners Fall hatte großes Aufsehen erregt. 1997 hatte sie ihren Ehemann von ihrem damaligen Liebhaber Gregory Owen umbringen lassen. Owen erstach Douglas Gissendaner mit einem Jagdmesser. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Kelly Gissendaner erhielt die Todesstrafe.
Mehr als 400 Geistliche aus dem Bundesstaat Georgia und Tausende Privatpersonen baten um Milde für Gissendaner. Sie habe in ihren 18 Jahren im Gefängnis eine "tiefe spirituelle Transformation" durchgemacht. Gissendaner hat in der Haft Theologie studiert. Dabei habe sie sich besonders mit den Werken des deutschen Theologen Jürgen Moltmann beschäftigt, berichtete der Informationsdienst Baptist News. Bei seinem USA-Besuch 2011 habe Moltmann Gissendaner besucht.
Gissendaners Fürsprecher protestierten auch gegen die "Unverhältnismäßigkeit" der Strafe. Seit der Wiedereinführung der Todesstrafe in den USA 1976 sei in Georgia noch nie der Auftraggeber für einen Mord zum Tod verurteilt worden, nicht aber der Mörder selber. Gregory Owen könnte bereits im Jahr 2023 auf Bewährung frei kommen. Seit 1976 sind in den USA 15 Frauen hingerichtet worden.