Manchmal lese ich unter Mails den Zusatz: „Von unterwegs gesendet“. Wie eine Signatur. Wie ein Gruß. Wie eine Ortsangabe. Er zeigt an: Hier schreibt mir jemand auf Reisen, aus der S-Bahn, vom Flughafen. Mails beantworten, das geht längst nicht mehr nur an einem festen Büroplatz und längst nicht nur montags bis freitags. Mails zu schreiben, das ist fast immer und überall möglich. Unterwegs sind wir ständig.
Neulich las ich diese Worte wieder und mit einem Mal ließen sie mich schmunzeln, weil man diese Aussage mehrdeutig verstehen kann. „Von unterwegs gesendet“ – Was, wenn das nicht nur für Mails gilt?
„Senden“, das ist ein sehr altes und zugleich sehr neues Wort. Wir nutzen es heute als Synonym für „verschicken“. Eine Mail, einen Brief, ein Päckchen. Es braucht Sender und Empfänger. Und wir alle kennen Momente von „Unbekannt verzogen“ oder „Sendung geht zurück an Absender“. In einem herkömmlichen Sinne bedeutet „Senden“ auch: einen Auftrag haben, eine Aufgabe, eine Mission. Und besonders im christlichen Sprachgebrauch ist „Sendung“ kein Fremdwort. Das Alte Testament erzählt von Propheten, Boten und Gesandten. Sie alle verkünden Botschaften. Im Neuen Testament werden diese Botschaften froh: Sie berichten von Jesus Christus, Sohn Gottes, Gesandter und Sender zugleich. Und durch Jesu Leben, Tod und Auferstehung sind auch Christinnen und Christen bis heute beauftragt, diese frohen Botschaften weiterzutragen. Wir sind gesendet. Unser Auftrag lautet: Verkündet Gott. Dort, wo ihr gerade seid. Unterwegs durchs Leben. Entdeckt ihn in eurem Alltag, in eurem Gegenüber, in euch selbst. Teilt Brot und Botschaft. Feiert die Liebe. Fürchtet nicht den Tod. Glaubt und hofft und tut das nicht bloß allein. Seid Nachbarin und Nächster. So soll es sein.
Und das ist die Mehrdeutigkeit, die ich mit einem Mal in dieser schlichten Mailsignatur entdecke: „Von unterwegs gesendet“. Senden, die frohe Botschaft, die gute Nachricht, leben und teilen, das kann ich immer und überall. Unterwegs durchs Leben. Dort, wo ich gerade bin. Denn ich hab mich immer selbst dabei. Und so auch meinen Glauben, meine Liebe, meine Hoffnung. Das ist nicht immer leicht. Manchmal scheint die Verbindung zwischen Sender und Empfänger gestört zu sein, da bin ich voller Zweifel und fast scheint es, als gäbe es auch dabei solch ein „Unbekannt verzogen“ oder „Sendung geht zurück an Absender“. Aber dann gibt es auch wieder reichlich reichmachende Momente, da schreibt sich mir die Botschaft tief ins Herz und ich kann nicht anders, als sie weiterzutragen. Und dafür brauche ich nicht mal Free-WiFi.