In Polen wird die Lage wieder ernster. Geschäfte dürfen zwar noch öffnen – aber Fitnessclubs, Schwimmbäder und ähnliche Einrichtungen wurden vor kurzem recht kurzfristig geschlossen. Viele äußerten ihr Unverständnis für diese recht einseitige Regelung, solange Restaurants und Geschäfte noch öffnen dürfen.
Doch eines geht in Polen natürlich immer: Gottesdienste. Nun kann man geteilter Meinung darüber sein, ob es wirklich sinnvoll ist, Menschen in den Kirchen zu versammeln, während überall sonst das meiste geschlossen wird. Dazu hatten wir bereits hier im Blog einen Beitrag.
Prima, dachte sich Marta Jamróz, Chefin des Atlantic sports club in Krakau. Wenn Kirchen öffnen dürfen – dann machen wir doch eine Kirche. „Körperkult“ ist ja schon lange ein feststehender Begriff. Und manche betreiben ja „Fitness“ durchaus wie eine Religion.
Und schon gründete der Fitnessclub die „Kirche des gesunden Körpers“ und lud via Facebook ein, an den „Gottesdiensten“ unter Leitung ihres „Ältestenrats“ teilzzuehmen. Nebenbei eröffnete der Club auch noch einen Shop (denn Geschäfte dürfen öffnen), in dem die Kundinnen und Kunden die Geräte gegen eine Gebühr „testen“ können. „Alles komplett in Übereinstimmung mit dem Gesetz“, meint Jamróz. Sie sei zwar nicht besonders angetan davon, solche Schlupflöcher suchen zu müssen, aber schließlich müsse sie zunächst mal nur ums finanzielle Überleben kämpfen.
Gesundheitsminister Adam Niedzielski zeigte sich nicht wirklich begeistert von der plötzlichen Erfrommung des Fitnessclubs und ähnlichen Entwicklungen anderswo. Zumal dem Club diese Aktion nicht viel nutzen wird, denn die Anerkennung als Kirche ist in Polen ein langwieriger Vorgang. Ein Facebook-Post reicht dafür sicherlich nicht aus.
Beten allerdings können wir wirklich für alle Geschäftsinhaber*innen, die weltweit um ihre Existenz kämpfen. Und Beten können die Menschen natürlich auch im Fitness-Studio – sofern die Regierung sie wieder reinlässt. Bis dahin werden sie wohl eher auf der Straße joggen müssen.