Zugegeben, Pflanzen aus dem Gartencenter sind in der Regel stark und gesund, werden der Saison gemäßangeboten und kosten –jedenfalls wenn es sich nicht um ausgefallene Arten handelt –nicht die Welt. Die Ranunkeln, Bellis, Küchenschellen, Lavendel, Sonnenhüte, Farne, Gräser, Geißblätter und Prachtscharten, die wir am Wochenende zwecks Farbauffrischung der Blumenbeete gekauft haben, waren jedenfalls alle zwischen ein und zwei Britische Pfund das Stück zu haben.
Trotzdem hat es seinen Reiz, Pflanzen sozusagen von Keimesbeinen an aufzupäppeln. Es erfreut das Herz (meines zumindest), wenn die ausgebrachten Samen austreiben und sich aus dem fahlgrünen Faden, der da aus der Saaterde sprießt, eine kraftstrotzender Strauch entwickelt. So weit die Theorie.
Also haben wir Wicken und Feuerbohnen ausgesät, mit denen wir später den mannshohen hölzernen Gartenzaun, der unseren von Nachbars Garten trennt, begrünen möchten. Beide blühen schön und reichlich (jedenfalls in der Theorie), sweet peas duften und runner beans sind lecker. Auch einige Levkojen für die Vase und Sonnenblumen für die Vögel wollen wir großziehen.
Inzwischen sind unsere Zöglinge zwei Wochen alt und allmählich etwas zu großfür die Schalen, in denen wir sie ausgesät haben. Um sie nicht zu zwingen, im 90-Grad-Winkel zur Seite zu wachsen, muss der Plastikdeckel, der ihnen bisher auf der Fensterbank ihren ganz eigenen Treibhauseffekt bescherte, weichen. Und da sie ja nicht nur groß, sondern auch stark werden sollen, wird es Zeit, sie an die raue Welt da draußen zu gewöhnen. Damit das kein allzu großer Schock wird –dem gefrorenen Vogelbad nach zu urteilen muss es letzte Nacht wieder sehr kalt gewesen sein –werden die Schösslinge aber nicht gleich ins Beet gesetzt, sondern kommen in ein "Zwischenlager".
Dankenswerter Weise haben mir die Schwiegereltern, wissend um meine gärtnerischen Ambitionen, letztes Weihnachten ein Frühbeet geschenkt. Genauer gesagt, einen Bausatz für ein Frühbeet. Vier Seitenwände und ein Deckel, jeweils bestehend aus einem Holzrahmen mit Plastikscheibe, mussten zusammengeschraubt werden. Zum Schutz gegen Eindringlinge (ich sage nur: Schnecken!) habe ich Teile des Verpackungsmaterials mit Reißzwecken als Boden angebracht. Und nun steht die 100x60x40 Zentimeter große Kiste bezugsfertig auf der Terrasse .
Zwei bis drei Wochen dauert der Abhärtungsprozess. In der ersten Woche bleibt der Deckel des Glashaus-Ersatzes geschlossen, wenn die Sonne scheint, wird es kuschelig warm da drinnen. Zum Schutz gegen Bodenfrost habe ich vorsichtshalber Zeitungspapier gelegt. In der zweiten Woche wird dann tagsüber der Deckel aufgeklappt (sofern es nicht gerade in Strömen regnet), in der dritten Woche bleibt er auch bei Nacht offen. Dann sollten die Pflänzchen eigentlich so robust sein, dass sie ins Beet "ausgewildert"werden können.
So weit die Theorie, wie gesagt. Vorsichtshalber haben wir aus dem Gartencenter auch je zwei Töpfe Wicken und Bohnen mitgebracht. Satt grün, buschig und kräftig sind sie, unsere backups, wanderten direkt ins Blumenbeet und kosteten nur je ein britisches Pfund. Aber mehr Spaßmachen die (bisher noch) mickrigen Zöglinge.
Tipp: Wicken und Bohnen Wicken und Bohnen entwickeln lange, aber empfindliche Wurzeln, die Schutz brauchen. Aufrecht stehende, mit Saaterde befüllte Toilettenrollen sind ideal als Saatbehälter, da sie hoch sind und später einfach komplett in die Erde gesetzt werden (die Wurzeln beim Umsetzen also nicht beschädigt werden), wo sie mit der Zeit zerfallen.