„Das gute an Malaysia ist, dass Glaubensfreiheit herrscht”, sagt Pastor Emmanuel. „Es gibt viele Hindus und Buddhisten und wir Christen werden nicht behelligt.” Pastor Immanuel stammt aus Nigeria und leitet eine protestantische Gemeinde in der Hauptstadt Kuala Lumpur. „Die Politiker nennen Malaysia zwar ein muslimisches Land, aber das gilt nur für die Malaien selbst”, so Pastor Emmanuel.
Malaysia ist ein multikulturelles Land. Die größten ethnischen Gruppen sind Malaien, Chinesen und Inder. „Es gibt das Staatsprogramm ‚One Malaysia‘. Damit soll die Einheit aller Ethnien symbolisiert werden. Aber in der Praxis sind nicht alle gleich in der Verfassung”, sagt Pastor Emmanuel. „Die muslimischen Malaien werden bevorzugt behandelt.”
Fünf Stunden Gottesdienst
In ihrer Kirche sind die Schwarzafrikaner meist unter sich. Sie laden dennoch jeden zu sich ein und freuen sich über jedes neue Gesicht und jede Ethnie. Manchmal kommen auch tatsächlich Chinesen oder Inder in den Gottesdienst. „Malaien dürfen wegen der Verfassung sich nicht der christlichen Kirche anschließen”, so Pastor Emmanuel. „Manchmal schleichen sie sich in die Kirche, aber sie geben Acht, dass keine Verwandten oder Bekannten sie beobachten. Sie wollen auch nicht die Vorteile verlieren, die man als Muslim in Malaysia genießt.”
Der Gottesdienst am Sonntag kann bis zu fünf Stunden dauern. Es wird gesungen und getanzt, gepredigt und gebetet. Der Gesang wird nicht von der Orgel begleitet, sondern von Elektrogitarre und Schlagzeug. Die Männer tragen Anzug und Krawatte, die Frauen Highheels und ihre schönsten Kleider. Die jungen Männer kommen auch mal mit Sonnenbrille in die Kirche, obwohl der Pastor predigt, dass nicht das gute Aussehen zählt, sondern ein gutes Herz. Trotzdem ist der 25-jährige David Samstagnacht in den Club gegangen zum Tanzen und am Sonntagmorgen tanzt er im Gottesdienst weiter. „Ich habe die ganze Nacht durchgemacht”, erzählt er.
Zum Studieren nach Malaysia
Malaysia ist für viele Afrikaner nur eine Zwischenstation. Für die meisten geht es nach ein paar Jahren wieder zurück nach Afrika. Das Traumziel aber bleibt Europa, die USA oder Kanada. „Ich bin nach Malaysia gekommen, weil es danach leichter ist ein Visum für Kanada zu beantragen”, erzählt Chris aus Kamerun. Sein Freund hat kürzlich ein USA-Visum für drei Monate beantragt und unerwartet ein ganzes Jahr genehmigt bekommen. Das wurde von allen Bekannten groß gefeiert.
Wie viele andere Afrikaner ist auch Pastor Emmanuel zum Studieren nach Malaysia gekommen. „Das Bildungssystem hier ist sehr gut”, sagt er. „Für ein Jahr das ich in Malaysia studiere, würde ich in Nigeria zwei oder drei Jahre brauchen.” Schuld seien Streiks und mangelnde Ressourcen in seinem Heimatland. In Nigeria besucht trotz Schulpflicht nur jedes zweite Kind die Schule.
Die Schattenseiten
Seinen Landsmann Tony ärgert es am meisten, dass er in Malaysia nicht so einfach einen Pass bekommt. „Manche bleiben nur fünf oder sechs Jahre hier, andere bleiben für fünfzehn Jahre und haben trotzdem keinen Pass.” Es stört ihn auch, dass er als Student keinen Halbtagsjob findet. „Sie geben den Job lieber jemand anderen, als einem Schwarzafrikaner”, sagt er.
Tom, ebenfalls aus Nigeria, findet es schwierig mit Einheimischen in Kontakt zu kommen. „Es ist vorgekommen, dass sich Malaien die Nase zugehalten haben, als sie mich gesehen haben”, erzählt er. „Als ob meine Hautfarbe stinken würde.” In manchen Gegenden fühlt er sich von den Einwohnern nicht willkommen. „Es wäre schön, wenn Malaysia sich den Ausländern mehr öffnen würde”, sagt er.
Vorurteile gegen Schwarzafrikaner sind unter Einheimischen (weit?) verbreitet. „Die kommen hierher, spielen unseren Frauen eine Liebesbeziehung vor und missbrauchen sie dann als Drogenkurier”, sagt etwa ein chinesischstämmiger Student, der nicht namentlich genannt werden möchte.
„Trotzdem ist Malaysia ein gutes Land. Ich bereue nicht hierhergekommen zu sein”, sagt Yommi, der Massenkomunikation studiert. In ein paar Jahren möchte er aber in einem anderen entwickelten Land leben. „Denn es gehört zum Lernprozess des Lebens, neue Kulturen zu entdecken”, so der Nigerianer.