"Küss dich reich!", 23. März, 20.15 Uhr auf Sat.1
Was für eine wunderbare Idee: Ein Journalist gibt sich als Millionär aus, um die weibliche Emanzipation als leeres Gerede zu enthüllen. Er sucht per Kontaktanzeige eine zeugungswillige Frau, die bereit ist, sich für eine Million Euro heiraten und schwängern zu lassen. Doch die vermeintliche Urologin, die auf seine Annonce antwortet, ist ebenfalls Journalistin und will diesen himmelschreienden Chauvinismus anprangern.
Selbstverständlich ist es beinahe unausweichlich, dass sich die beiden in einander verlieben; und natürlich zerplatzt die Romanze zunächst wie eine Seifenblase, als die Wahrheit ans Licht kommt. Aber Filme dieser Art leben ohnehin nicht von der Unvorhersehbarkeit des Handlungsgerüsts, sondern von den Dialogduellen, die sich die Hauptfiguren liefern; und von den kleinen Umwegen, die die Geschichte nehmen muss, um am Ende doch zum Happy End zu führen.
Mit Felicitas Woll und Kai Schumann
Entscheidend sind letztlich jedoch die beiden Hauptdarsteller: Wenn sie dem Publikum egal sind oder man gar nicht will, dass das Paar zueinander findet, hat der Film verloren. Felicitas Woll und Kai Schumann aber passen prima zusammen. Außerdem ist das Drehbuch (Wiebke Jaspersen, Aglef Püschel) durchaus komplex und hat neben den unvermeidlichen Stichwortgebern des Star-Duos (Martin Klempnow und Alexandra Kalweit als bester Freund und beste Freundin) auch diverse originelle Abzweigungen vom Hauptstrang zu bieten; so lebt Mia zum Beispiel in einer unfreiwilligen Wohngemeinschaft mit ihrem Vater (Gert Schaefer), einem Schlagersänger, dessen große Zeit lange zurück liegt.
Intrigantin sabotiert Mias Bemühungen
Allerdings funktioniert die Geschichte nur, wenn man sich darauf einlässt, dass sich die beiden Hauptfiguren tatsächlich noch nie über den Weg gelaufen sind, obwohl beide für konkurrierende Berliner Lifestyle-Magazine arbeiten. Alles Weitere ist jedoch sehr hübsch eingefädelt: Mia ist überzeugt, neue Chefredakteurin von "nana" zu werden, da setzt ihr der Verleger den unbegabten, aber dafür um so schnöseligeren Eddy (Matthias Schloo) vor die Nase; der ist zu allem Überfluss auch noch ihr Ex-Freund. Immerhin kann sie den Chef zu einem Deal überreden: Wenn sie während Eddys Probezeit beweist, dass sie für den Job geeigneter ist, bekommt sie ihn. Allerdings ist Eddy dank seiner fiesen Assistentin Antonia (Loretta Stern) über jeden von Mias Schritten informiert, zumal die Intrigantin Mias Bemühungen nach Kräften sabotiert. Gerade das aber führt zu vielen witzigen Momenten, in deren Verlauf sie unter anderem dem Möchtegern-Millionär (Schumann) noch vor dem ersten Treffen in Unterwäsche gegenübersteht.
Reizvoll wegen Doppelbödigkeit
Reizvoll ist der von Dominic Müller nicht übermäßig temporeich inszenierte Film vor allem wegen der Doppelbödigkeit, denn Mia hat zunächst natürlich keinerlei Grund, Max Marko für einen Schwindler zu halten. Dafür spricht um so mehr dafür, dass er offenkundig schwul ist, und so verlieren beide mit wachsender Zuneigung vorübergehend ihre eigentlichen Ziele aus den Augen. Eine äußerst unterhaltsamer Sat.1-Film, an dem es kaum etwas auszusetzen gibt.
Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und die "Frankfurter Rundschau" mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).