Mediziner warnt: Ständiges twittern macht krank

Mediziner warnt: Ständiges twittern macht krank
Wer ohne Pause twittert, mailt und chattet gefährdet Medizinern zufolge auf Dauer seine Gesundheit. "Ständig online, das geht nicht", sagte der Psychotherapeut und ärztliche Geschäftsführer der privaten Oberbergkliniken für Psychosomatik, Götz Mundle, dem in Weinheim erscheinenden Fachmagazin "Psychologie Heute" (Januar-Ausgabe). Dafür sei der Mensch nicht gebaut, er brauche "Ruhepausen, in denen er zu sich kommen kann." Doch viele könnten nicht mehr abschalten und einfach nichts tun.

Eine aktuelle Studie der Universität London habe ergeben, dass Menschen, die nahezu zeitgleich Internet, SMS, Fernsehen, E-Mail und Telefon benutzten, deutlich an Leistungsfähigkeit einbüßten, fügte Mundle hinzu. "Dieses Dauerfeuer sorgt für eine erhöhte Produktion der Stresshormone Kortisol und Adrenalin, Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit leiden." Mundle: "Langfristig kann ein Burn-out-Syndrom die Folge sein."

Der Psychiatrie-Professor warnte, manche Menschen stürzten sich in das "mediale Dauerfeuer, um persönliche Probleme zu verdrängen". Mundle: "Statt auf ihre innere Stimme und Warnsignale ihres Körpers zu hören, betäuben sie sich" mit Müll aus dem Internet. "Wer es als quälend empfindet, offline zu sein, und wem es nicht gelingt, einen Tag in der Woche komplett ohne diese Medien auszukommen, hat ein handfestes Problem."

Tolle Möglichkeiten

Twitter, Kontaktplattformen und Blogs böten grundsätzlich hervorragende Möglichkeiten, sich zu vernetzen. Wie bei jeder neuen Technik liege die Gefahr im exzessiven Umgang. Die neuen Medien erfordern Mundle zufolge neue Wege des Stressmanagements: "geistigen Leerlauf, Übungen der Stille, Zeiten der Kontemplation." Wer online sein möchte, müsse auch aktiv offline gehen können. Süchtiges Verhalten sei oft eine Kompensation für den Mangel an Verbundenheit mit anderen und sich selbst.

Künftigere Generationen werden nach Ansicht des Mediziners wohl einen unverkrampfteren Umgang mit den neuen Medien haben. Dennoch sei es auch in Zukunft nötig, auch ohne diese Medien leben zu können. Mundle: "Allerdings wird die Geschwindigkeit eher noch zunehmen, der Arbeitsstress weiter steigen." Die Zahl derjenigen, die da nicht mehr mithalten können, nehme zu.

epd