Aufmacher-Schlagzeilen (8:30 Uhr)

Aufmacher-Schlagzeilen (8:30 Uhr)
Was schreiben die Zeitungen am Morgen nach der Wahl? In den Schlagzeilen herrscht auch schwarz-gelb. Jörg Bollmann hat sich eingelesen, hier ist sein Podcast.
28.09.2009
Von Jörg Bollmann

Die Stärke der FDP ist vielen Zeitungen heute morgen die Aufmacher-Schlagzeile wert. "Merkel hat 'nen Neuen" überschreibt die Bild ein gemeinsames Foto von FDP-Spitzenmann Guido Westerwelle und Kanzlerin Angela Merkel. Über der Titelzeile prangt in weißen Lettern ein Name, hinter den die Bild-Macher ein Ausrufungszeichen platziert haben: Guido! Die Stichworte unter dem Bild markieren die Ergebnisse der Bundestagswahl: Westerwelle triumphiert. Alles klar für schwarz-gelb. SPD am Boden. CDU verliert leicht und Linke stärker als Grüne.

Wie sehr sich die CDU/CSU auf das starke liberale Wahlergebnis stützen muss, deutet die Titelzeile der Financial Times Deutschland an: "FDP rettet Merkel" heißt es da. Und die Süddeutsche Zeitung konstatiert: "Triumph für Westerwelle. Merkel kann mit der FDP regieren." Auch die Frankfurter Rundschau hält die Zusammenarbeit zwischen einer leicht geschwächten CDU und der vom Wähler stark gemachten FDP für das Ergebnis der Wahl. Die Schlagzeile ist eingebunden in ein Bild von Merkel und Westerwelle und lautet: "Er hat die Kraft. Das Rekordergebnis von Guido Westerwelles FDP ermöglicht ein schwarz-gelbes Bündnis".
Die Online-Ausgabe der Zeit macht ebenfalls auf mit Porträtfotos von Guido Westerwelle und Angela Merkel. Die Zeile "Union schlittert ins schwarz-gelbe Glück" würdigt den liberalen Wahlsieg und deutet an, was im ersten Satz ausformuliert ist: die Union holt das zweitschlechteste Ergebnis ihrer Geschichte.

Guido und Angela im Porträt: Auch Spiegel Online hat diese Bildsprache zur Berichterstattung über den Wahlausgang gewählt. Spiegel.de spielt auch auf das zweistellige FDP-Resultat und die vergleichsweise schwächelnde CDU/CSU an: "Kanzlerin von Guidos Gnaden" titelt das Nachrichtenportal, um im ersten Satz festzulegen: Angela Merkel hat für die Union die Kanzlerschaft gerettet, doch der eindeutige Sieger dieser Bundestagswahl heißt Guido Westerwelle.

Und was macht das neue Internetportal der evangelischen Kirche evangelisch.de, das seit dem 24. September online ist? "Stabile Verhältnisse mit einer Kanzlerin Merkel" wird festgestellt, und: "FDP sichert Merkel und CDU die Mehrheit." Die Schlagzeilen zeigen: Dieser Wahlausgang war eindeutig, die Titelzeilen sind einhellig. Die Nachricht lautet: Schwarz-gelb kann regieren. Die FDP hat einen historischen Triumph eingefahren. Und die Union ist mit einem blauen Auge davon gekommen, während die SPD vor einem Scherbenhaufen steht.